Tauben-Skabiose

Des Rätsels Lösung vom 13.8.2022: die Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria).

Anders als der gestern vorgestellte Teufelsabbiss (Succisa pratensis) wird der körbchenförmige Blütenstand von sehr schmuckvollen Randblüten umkränzt. Im Aufblühen noch rosa getönt, wechselt die Blütenfarbe mehr und mehr in ein taubenblau. Diese Farbe ist nach dem Federkleid der Tauben, insbesondere der Kopfbefiederung der Ringeltaube benannt. Oder sollte man das Farbenspiel der Tauben-Skabiose besser beschreiben, indem man es mit dem morgendlichen Schauspiel vergleicht, bei dem eine zarte Morgenröte dem Stahlblau des Schönwetterhimmels weicht?

Auch ein schöner Name: Muttergottesbrosche. Der wird den knospigen Blütenständen ebenso gerecht wie den aufgeblühten Köpfchen und erst recht den bereits verblühten Blumen. Ähnlich verändern sich auch die Laubblätter mit der Zeit. Anfangs in der Rosette noch nahezu ganzrandig, zeigen sich die späteren Blätter zunehmend geschlitzt bis fast gefiedert. Welche Kostbarkeiten der Natur, da kommt Geschmeide aus menschlicher Hand kaum mit. Denn welcher Schmuck aus Gold, Silber, Juwelen verändert sich ohne weitere Zutun? Unbezahlbar.

Vielleicht lag es daran, dass die Tauben-Skabiose auch als eine Blume der Liebe wurde? Liebdichvonherzen oder Liab-er-mi, regardez-moi oder fleurenn amourousett. Wer soll der Liebste sein, den ein junges Mädchen sich erwählt? Dafür gibt sie knospigen Blütenständen der Tauben-Skabiose jeweils den Namen eines in Frage kommenden Mannes. Welche Skabiose dann am schönsten aufblüht und vergeht – derjenige sollte es sein.

Krätzenkraut oder Grindblume gehen wie der botanische Name Scabiosa auf gegensätzliche Deutungen zurück. Einerseits soll die Skabiose eine Heilpflanze gegen die Krätze sein (nach lat. scabies = Krätze, Grind). Andererseits gab es den Aberglauben, dass man die Krätze bekäme – eben von lästigen Krätzmilben befallen würde, wenn man die Blumen anfasst und sich danach mit den Fingern übers Gesicht fährt.

Letztere Vorstellung gehört nun wirklich ins Reich der Einbildung. Man darf sich den wundervollen Blüten ruhig nähern und sie streicheln. Die Pflanzen sind dankbare Wildstauden für einen naturnah gestalteten Garten. Es gibt eine Reihe von Auslesen und Zuchtsorten, die noch spektakulärer wirken. Und dann wären da noch andere Skabiosen, etwa die Purpur- oder Samt-Skabiose (Scabiosa atropupurea) mit intensiv dunkelroten Blüten (für den Garten auch in anderen Farben erhältlich) oder die Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) von Heidewiesen und Waldrändern, auch schon mal Palatschinkenblume geheißen. Und erst die Stern-Skabiose (Scabiosa stellata) mit ihren phantastischen Fruchthüllen, fein wie aus Seidenpapier, zierlich gefältelt, anmutig gestreift…

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