Weiter geht es mit den Taubnesseln, und zwar mit Familienbande. Wilhelm Busch (1832-1908) beschreibt in seinem Gedicht „Am Vorabend von Rosens Geburtstag“ die Taubnessel als stocktaub: „Taubnessel (mit dem Hörrohr): Hä, was? Hä, welche?“ Taubnesseln besitzen sie tatsächlich röhrenförmige Gebilde, jedoch nehmen sie damit keine akustischen Signale wahr. Vielmehr sind ihre fünf Blütenblätter zu einer langen Kronröhre verwachsen, die sich nach vorne zu zwei Lippen öffnet. Damit erwecken die Blüten den Eindruck eines aufgerissenen Munds, wenn man sie von vorne betrachtet. Vom griechischen „lamos“ für Schlund, Rachen soll sich der botanische Name Lamium für die Gattung und gleich auch für Lamiaceae, die gesamte Familie der Lippenblütler ableiten.
In den Kronröhren findet sich reichlich Nektar, was vor allem langrüsselige Hummeln zu nutzen wissen. Aber auch andere Wildbienen sowie Honigbienen laben sich am süßen Flugbenzin. Nur bei Stängelumfassender Taubnessel (Lamium amplexicaule) und Purpurroter Taubnessel (Lamium purpureum) bleiben sie oft ausgesperrt, weil diese speziell bei schlechtem Wetter geschlossen bleibende Blüten entwickelt, in denen Selbstbestäubung stattfindet.