Rote und Weiße Lichtnelken (siehe Beitrag gestern), Kuckucks-Lichtnelken sowie Taubenkropf-Leimkraut sind alles Silene-Arten – doch lange noch nicht alles, was diese Gattung zu bieten hat. Eine Vertreterin entzückt mich immer wieder: das Stängellose Leimkraut (Silene acaulis), auch Polsternelke oder Alpenpolster genannt.

Doch dafür muss man in die Alpen gehen, denn dieses Nelkengewächs ist ein wahrer Überlebenskünstler, der in Höhenlagen zwischen 1500 und weit über 3000 m Seehöhe gedeiht. Zuerst entdeckt man vielleicht nur grüne Kissen, die an Moos denken lassen.

Doch zwischen Juni uns September sprießen kleine rosa Blüten aus diesem „Moos“ hervor, schier stängellos und bisweilen in überschäumender Fülle.

Wie bei Leimkräutern/Lichtnelken üblich, gibt es Polster in dreierlei Formen: mit Blüten rein männliche, rein weiblich und zwittrig. Sie locken allerlei Insekten an, welche gegen Nektarlohn die Bestäubung übernehmen.

Indem sich das kleine Nelkengewächs dicht an den Boden anschmiegt, geht es starken Winden aus dem Weg, übersteht extreme Fröste und bleibt auch auf beweglichen Schuttuntergrund standfest, weil eine lange kräftige Pfahlwurzel es gut verankert. Die Blättchen bleiben weitgehend im Polster, verrotten dort und bilden im Inneren Humus, der nicht nur wärmt und Nährstoffe liefert, sondern auch Wasser speichert.

Das Steinguckerli oder Steinkraut, wie das Stängellose Leimkraut auch heißt, findet sich schon einmal an den schier unmöglichsten Stellen – in zwei Unterarten, wovon die eine auf Kalk, die andere auf Silikatuntergrund wächst, oft an vom Wind gepeitschten Graten, weshalb es auch Windröslein heißt.

Woher wohl der Name Almläus kommt? Wahrscheinlich von den kleinen Blüten, die wie Läuse das Polster dicht an dicht besetzen.

Was für ein Gewächs!