Blicken wir nochmals zur Gewöhnlichen Esche (Fraxinus excelsior). Mit Liguster (Ligustrum), Flieder (Syringa), Jasmin (Jasminum) und Forsythie (Forsythia) gehört der stattliche Baum wie der namensgebende Öl- oder Olivenbaum (Olea europaea) zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae). Keinerlei Verwandtschaft besteht mit der Eberesche (Sorbus aucuparia), die zu den Rosengewächsen gehört. Mit ihren gegenständigen, gefiederten Blättern und den schwarzen Knospen sowie den in Büscheln zusammengefassten Flügelfrüchten ist die Esche gut zu identifizieren.
Verirrt – verwirrt

Bezüglich ihrer Blüten fällt die Esche dann aber aus dem Rahmen des Üblichen und führt zu mancherlei Verwirrung. Denn es geht munter zu in den Bäumen. Da gibt es Blüten mit beiderlei Geschlecht (zwittrig), Blüten mit nur einem Geschlecht (weiblich oder männlich), diese wiederum mal an ein und demselben (einhäusig), mal an verschiedenen Bäumen (zweihäusig) – das nennt man dreihäusig oder auch wirrhäusig. Noch nicht genug sexuelle Variabilität: Unter Eschen finden sich selbst Individuen, an denen zwittrige, rein männliche und rein weibliche gleichzeitig vorkommen – was als polygam bezeichnet wird. Noch eins drauf: Welches Geschlecht in den Blüten eines Baums vorherrscht, entscheidet sich von Jahr zu Jahr neu.
Freizügig und unbekleidet

Eines ist allen Blüten welchen sexuellen Typs jedoch gemeinsam: Sie sind gleichsam nackt, denn eine Blütenhülle aus Kelch- und Kronblättern fehlt. Bei rein männlichen Blüten präsentieren sich je vier Staubblätter mit violetten Staubbeuteln – bei rein weiblichen zwei Fruchtblätter mit zwei Griffeln und purpurvioletten Narben. Zwittrige Blüten weisen einen Stempel mit zwei getrennten Griffeln sowie zwei Staubblätter mit dunkelvioletten Staubbeuteln auf. Oder auch anders…
Fruchtbar

Anfangs ragen die Blütenstände nach oben, verlängern sich – damit der Wind überall gut hingelangt. Später hängen die Blütenstände über und verraten, welchen Geschlechts ihre Blüten waren. Denn weibliche Blüten werden nach Bestäubung und Befruchtung Früchte bilden, was bald nach dem Blattaustrieb schon bemerkbar wird. Dann sieht man die typischen Flügelfrüchte (Nussfrüchte mit zungenförmigem Flügelsaum).
