Ein nicht sehr gebräuchlicher Name für Alpenrosen (Rhododendron hirsutum, R. ferrugineum) lautet Nebelrosen. Ungeklärt, woher die Sträucher diesen Namen haben – weil sie dort wachsen, wo Nebelschwaden um die Bergspitzen ziehen? Wir werden es nicht mehr klären…
So begehrenswert Alpenrosen zur Blütezeit im Bergsommer erscheinen, so gruselig kommt einem der alte Volksglaube vor, dass im Winter weiße Alpenrosen erblühen – solche stecken sich Tod und seine Frau, die Tödin, an, wenn sie mit Sichel und Rechen ihr erschreckendes Werk unter den Menschen verrichten.
Dann doch lieber ein Gedicht, das im November einen Hauch Sommerglut verheißt:
Die Alpenrose
In ihrem Kelch ist solche Gluth,
Als ob sie ganz durchschiene
Vom Hort, der in den Bergen ruht,
Die Seele der Rubine.
Der Abgrund ringt in stillem Weh
Nach ihr empor die Hände,
Und liebeflüsternd pocht der See
An ihre Felsenwände.
Sie aber, von der ganzen Macht
Der Einsamkeit umgeben,
Sieht um sich her die Sternennacht
Auf Purpurwolken schweben.
Hermann von Lingg (1820-1905)