Wau, was für Pflanzen! Nein ich habe mich nicht verschrieben, aber die Pflanzen mit dem ungewöhnlich klingenden Namen haben tatsächlich einen Wow-Effekt, wenn man sich mal näher mit ihnen befasst. Resede = Wau, dazu später mehr. Beginnen wir doch mal mit einem Gedicht:
Reseda
Dein Duft ist süß und mild
Und ohne Farbenpracht; doch lieblich deine Blüt‘;
Du bist des edlen Weibes Bild,
Das ohne Schimmerprunk, anzieht durch stille Güte.
Du blickst nicht stolz empor,
Als wolltest du dich selbst durch deine Düfte preisen:
Bescheiden hauchst du sie hervor,
So nützet, ohne Stolz, der Unterricht des Weisen.
Rings füllt dein Hauch die Luft,
Obgleich nicht Kron‘ und Gold dein Dasein uns verraten.
Dir gleichet an Gestalt und Duft
Der wahre Menschenfreund und seine stillen Taten.
Johann Friedrich Schink (1755-1835): Poetischer Blumengarten
Der aus Böhmen stammende Schriftsteller Richard Katz (1888-1968) schrieb über die Resede: „In Mode kam die Reseda durch die Kaiserin Josephine, die Blumen liebte und verstand.“ Die Resede, gemeint ist hier die Duft-Resede (Reseda odorata), wurde zu einer beliebten Gartenzierpflanze, nachdem Napoleon seiner Kaiserin Josephine Samen aus Ägypten schickte. Josephine, enthusiastische Blumenfreundin, war von den daraus wachsenden Pflanzen begeistert, hingerissen vom Duft nach Veilchen und Himbeeren. In Frankreich nennt man die Reseden Mignonette, das heißt Liebchen. Braucht es noch mehr Worte?
Katz schreibt weiter: „Zur Biedermeierzeit, die Anmut höher schätzte als Pracht, war sie so beliebt wie die Reseda, ist aber seither fast in Vergessenheit geraten.“ – ja, leider! Denn die Reseden waren in der Biedermeierzeit schlichte „Pflänzlein mit Blüten klein wie Spargelköpfe“, aber absolut in Mode. Die einjährige Duft-Resede stammt aus Felsgebieten Libyens, gelangte Mitte des 17. Jahrhunderts in botanische Gärten in Deutschland, und verbreitet sich von dort aus zügig. Im 19. Jahrhundert gab es in nahezu allen Gärtnereien „Töpfchen mit Resede“. Aus den Gärten heraus verwilderte die Duft-Resede teilweise, sie kommt als Neophyt in vielen Bundesländern vor. Weil das Interesse an ihr jedoch bald wieder schwand, gibt es sie heute nur noch sehr selten – sowohl in Gärten als auch in freier Natur.
Etwas häufiger findet man dagegen die zweijährige Färber-Resede (Reseda luteola), auch Färber-Wau genannt. Morgen mehr dazu…