Orchideen richtig pflegen

Gerade wieder überall im Angebot – Orchideen, die Prinzessinnen der Fensterbank. Allen voran die Nachtfalterorchideen, Malaienblumen oder Phalaenopsis. Für wenige Euro zu erstehen – dafür bekommen Sie eine der blühfreudigsten und anspruchslosesten Zimmerpflanzen überhaupt, schier unkaputtbar. Solange alles so läuft, wie es soll…

Werden Sie zum Orchideen-Flüsterer

Gibt es eine Zimmerpflanze, die durchgängig mehr als sechs Monate blüht, bisweilen sogar das ganze Jahr oder gar mehrere Jahre am Stück? Gibt es eine Zimmerpflanze von tropischer Eleganz, die es ohne Weiteres mit unseren überheizten Wohnzimmern aufnimmt? Gibt es eine Zimmerpflanze, die viele Pflegefehler erduldet und trotzdem immer adrett aussieht? Ja, die gibt es: Phalaenopsis. Es erstaunt, dass es immer wieder Probleme mit den Pflanzen gibt – wird aber plausibel, wenn man weiß, dass pro Jahr weit mehr als 30 Millionen Stück verkauft werden. Nach Weihnachtssternen, die jedoch nur wenige Wochen auf dem Markt sind, sind diese Orchideen die meistverkauften Zimmerpflanzen – und sie werden anders als die meisten Weihnachtssterne nicht nur für ein paar Wochen zuhause gepflegt. Wer aber seine Phalaenopsis gut versteht, weiß, was sie braucht, und wird lange Jahre Freude an ihr haben.

Der Name Phalaenopsis leitet vom griechischen „phalaina“ = Schmetterling, Nachtfalter und „opsis“ = Aussehen her – daher auch der deutsche Name Schmetterlings- oder Nachtfalterorchidee. Tatsächlich meinten die Entdecker, dass es sich bei den phantastischen Blüten der Orchideen um Schmetterlinge handelte.

Licht bis zu den Wurzeln

Phalaenopsen leben ursprünglich als Epiphyten (Aufsitzer, keine Schmarotzer) auf Ästen hoher Urwaldbäume, bilden nur wenige kleine Wurzeln zum Festkrallen auf der Borke und versorgen sich mit Wasser und Nährstoffen aus der Luft. Dafür treiben sie Luftwurzeln, diese packt man in der Zimmerkultur in spezielles, grobbrockiges Substrat. Oft bekommen Sie die Orchideen in durchsichtigen Kunststofftöpfen. Das macht Sinn. Bekommen die silbrig schimmernden Luftwurzeln nämlich Licht, werden sie grün und betreiben wie die Blätter Photosynthese. Die Erfahrung lehrt, dass Phalaenopsen mit grünen Luftwurzeln sehr viel besser gedeihen als solche mit grauen. Stellen Sie Ihre Orchideen deshalb nicht in einen dunklen Übertopf, verwenden Sie besser ein dekoratives Glasgefäß.

Selten ist eine der rund 100 Arten von Phalaenopsis auf der Fensterbank zu finden – es werden fast immer Hybriden gezogen, die durch jahrzehntelange Auslese und Züchtung fast schon perfektionistisch an die Kultur im Zimmer angepasst wurden.

Der ideale Standort

Bis in den Kronenbereich des Tropenwalds dringt nur mildes Sonnenlicht. Stellen Sie Orchideen also an ein Ost- oder Westfenster, wo sie viel Licht, jedoch keine pralle Sonne bekommen. In den Wintermonaten dagegen dürfen die Orchideen gerne vollsonnig stehen. Bleiben Blüten aus, kann das an einem zu dunklen Standort liegen. Tagsüber sollte es dort nicht kälter als 20 °C sein, eher wärmer. Nachts dagegen darf die Temperatur durchaus absinken, rund 18 °C sind optimal, aber nie unter 15 °C. Zeichen für zu kühlen Stand sind oft klebrige Tropfen an den Blütenständen.

Luftfeuchtigkeit

Moderne Zuchtformen der Phalaenopsis halten erstaunlich viel aus, sogar trockene Heizungsluft. Ihre derben, ledrigen Blätter sind gegen Austrocknung gut gewappnet, allein die dick-fleischigen, graugrünen Luftwurzeln gelten als empfindlich. An den Luftwurzeln lässt sich oft schnell erkennen, ob es der Orchidee gut geht oder nicht. Solange sie prall wirken und grünlich schimmern, ist alles in Ordnung. Schrumpelige, fahlgraue oder gar vertrocknete Luftwurzeln sollten Sie dagegen als Hilferuf deuten und die Wachstumsbedingungen optimieren. Steht die Orchidee über einem Heizkörper, empfiehlt sich zusätzliche Luftbefeuchtung. Stellen Sie die Pflanze auf Blähton, Kies oder Pflanzgranulat in einer flachen Schale, die sie ständig mit Wasser gefüllt halten.

Richtig gießen

Wenn’s mit Orchideen nicht klappt, dann liegt’s fast immer am Gießen – zu viel gewässert oder zu wenig gegossen. Blätter schlapp und welk? Meist ein Zeichen für stauende Nässe. Gönnen Sie den Phalaenopsen ein Tauchbad. So viel kalkfreies Wasser (auf Zimmertemperatur erwärmt!) in den Übertopf gießen, bis alles Substrat eben unter Wasser kommt. Oder die Orchidee aus dem Übertopf nehmen, in einem Eimer Wasser halten und unter die Wasseroberfläche drücken, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Dabei müssen sich Substrat und Luftwurzeln vollsaugen, was aber einige Zeit in Anspruch nimmt. Erst nach 5-10 Minuten Badezeit Töpfe herausholen und überschüssiges Wasser sehr gründlich abtropfen lassen. Achtung: Den Topf schräg halten und mal in die andere Richtung kippen, damit das Wasser wirklich abläuft.

Zur Badekur dürfen die Orchideen höchstens einmal pro Woche, eher seltener. Zwischendurch soll das Substrat immer gut abtrocknen. Am Gewicht des Topfes lässt sich am besten erkennen, ob noch genügend Feuchtigkeit vorhanden ist: Je leichter, desto trockener. Auch ganz wichtig: Weder nach dem Wässern noch beim Besprühen darf Wasser im Herz stehen bleiben! Sollten Wassertropfen in diesen Bereich, wo die Blätter entspringen, verbleiben, tupfen Sie die mit Küchenpapier oder einem saugfähigen Tuch fort.

Düngen

Im ersten halben Jahr nach dem Kauf brauchen Sie gar nicht düngen, die Orchideen sind vom Gärtner bestens mit Vorrat versorgt worden. Gedüngt wird alle 6-8 Wochen dann, wenn die Pflanzen wachsen, und das ist gewöhnlich im Frühjahr und Sommer der Fall, insbesondere wenn sie einen neuen Blütentrieb schieben. Orchideen gelten als „Hänflinge“, was ihren Nährstoffhunger angeht – sie kommen mit sehr schmaler Kost bestens zurecht. Verwenden Sie am besten einen speziellen Orchideendünger oder nur halb so hoch wie normal dosierten Volldünger.

Blütenstiele schneiden?

Sind alle Blüten verwelkt, kann durch einen Rückschnitt des Blütenstängels das Austreiben von Seitentrieben angeregt werden, die bald wieder neue Blüten schieben. Das funktioniert bei den meisten Sorten. Etwa fingerbreit über einem „schlafenden Auge“, erkenntlich an einer Blattschuppe, den noch grünen Trieb abschneiden. Nach wenigen Wochen erscheinen neue Blütentriebe oder auch Kindel, also kleine Tochterpflanzen. Manche Phalaenopsis lässt sich durch solchen Rückschnitt zum Dauerblüher ziehen. Aber bedenken Sie, welche Höchstleistung Ihre Orchidee dabei vollbringt. Wie ein Extrem-Ausdauersportler hat sie sich verausgabt, geblüht, geblüht, geblüht…

Wollen Sie ihr eine Ruhepause zur Regeneration gönnen, dann kürzen Sie den Blütenstiel komplett ein, bis knapp über den Ansatz und gedulden sich einige Monate. Zwischen zwei Blättern wird ein neuer Blütentrieb erscheinen. Hat sich nach einem Jahr Pause noch keiner gezeigt, stellen Sie die Orchidee vier bis sechs Wochen kühl (10-15 °C) und gießen Sie äußerst sparsam.

Probleme mit Läusen

Schildläuse oder Wollläuse, die sich unter einem „Pelz“ aus Wachsfäden verstecken, tauchen selten an gesunden und gut gepflegten Orchideen auf. meistens sind die Phalaenopsen geschwächt, vielleicht durch Lichtmangel oder Überdüngung. Bisweilen schleppt man die Plage aber auch mit neu gekauften Orchideen nach Hause. Abkratzen, abschaben, abstreifen heißt die Devise, wenn man einen Befall bemerkt: Wachsam und hartnäckig bleiben, Behandlung oft wiederholen.

Der Fachhandel bietet sog. systemische Mittel an. Diese Pflanzenschutzmittel werden als Stäbchen oder Zäpfchen in das Substrat gesteckt bzw. als Granulat in Wasser aufgelöst und beim Gießen verabreicht. Die Wirkstoffe werden von den Orchideen über die Wurzeln aufgenommen und mit dem Pflanzensaft überall im Pflanzenkörper verteilt. Aber Achtung: Viele dieser systemischen Mittel enthalten zugleich Nährstoffe, diese wiederum können die Orchideenwurzeln regelrecht verbrennen. Außerdem lösen sich die Stäbchen nur in feinkörniger Orchideenerde auf, nicht in bröckeligem Substrat. Verwenden Sie bevorzugt Pflanzenschutzstäbchen, die keinen Düngerzusatz enthalten! Beachten Sie auch, dass diese Mittel nur begrenzt angewendet werden dürfen, zwischen den Behandlungen müssen große zeitliche Abstände liegen (siehe Gebrauchsanweisung auf der Packung!).

Mein Tipp: Mischen Sie sich eine Lösung aus 1 Liter kalkfreiem, zimmerwarmem Wasser, 1 Esslöffel Raps- oder Olivenöl und einem Tropfen Spülmittel, dazu 10 Tropfen Teebaumöl. Alles kräftig verrühren. Wattestäbchen in die Lösung tauchen und die Läuse damit betupfen. Oder mit einem Pinsel auf die Läuse auftragen. Die Orchideenblätter möglichst nicht benetzen – wenn doch, dann darauf achten, dass kein Sonnenlicht direkt darauf fällt. Am nächsten Tag lassen sich die Läuse (deren Wachsschild ist jetzt aufgeweicht, die Tiere selbst sind betäubt) leicht abwischen. Diese Behandlung müssen Sie alle 3-4 Tage wiederholen, bis keinerlei Läuse mehr zu entdecken sind.

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