Anders als das kleine Moschuskraut bleibt dieser Frühlingsblüher im Wald niemals unbemerkt – er springt einem ja förmlich in die Augen, mit seiner schreiend bunten Blütenpracht in energischem Pink und sehnsuchtsvollem Türkis: die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus).
Die Schmetterlingsblüten zeigen einen augenfälligen Farbwechsel: im Aufblühen sind sie rotviolett, in bester Verfassung pink, im Verblühen bläulich und schließlich türkis. Warum? Um den Insekten zu signalisieren, wann sich für sie ein Besuch der Blüte lohnt. Nur kräftige Wildbienen wie Hummeln können die Blüten aufspreizen, um an den Nektar zu gelangen. Dabei wird ihnen am Bauch der Blütenstaub aufgebürstet bzw. mitgebrachter Pollen vom Pelz abgefegt.
Kein Wunder, dass eine solch farbenfrohe Blume schon immer die Phantasie der Menschen angeregt hat. Das hat der ausdauernden Pflanze in Laubmischwäldern zu vielen Namen verholfen: Pantöffelchen, Frauenschühchen, Herrgottsschühle, Königsstifeli, Kuckucksstiefel, Waldgockel, Gickelhähnchen, Bibahendl, Fahnlreiter… oder auch Franzose (in Anlehnung an die blauen Waffenröcke und roten Hosen der französischen Soldaten).
Und es muss ja nicht immer alles essbar sein – die Seele braucht auch Futter, und die Frühlings-Platterbse ist doch eine wahre Augenweide.