Karwoche – Fastenzeit – Pflanzen

Im ausklingenden Winter gingen einst die Nahrungsvorräte zur Neige, frische Kost war kaum zu haben – schon deshalb war die frühe Jahreszeit von Mangel und Verzicht gezeichnet. Obwohl das Licht die Oberhand gewinnt und der Winter den Kampf gegen den Sommer nun endgültig verliert, bedeutet es noch lange nicht, dass die Natur wieder verschwenderisch ihre Gaben verteilt. Gerade deshalb werden zarte Triebe und schwellende Knospen freudig begrüßt, verheißen sie doch Gutes. Blaue Fastenblumen (Leberblümchen, Hepatica nobilis, oder Blaustern, Scilla bifolia) und gelbe Fastenblumen (Gelbsterne, Gagea) sind ebenso wie die Fastenveilchen (Märzveilchen, Viola odorata) mit ihren Blüten wahre Lichtblicke in der einst kargen Jahresspanne wie in der vierzigtägigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag. Wobei das lila Veilchen bestens zu dieser hohen kirchlichen Zeit passt, denn Violett, das Übergang und Verwandlung symbolisiert, schmückt die Gotteshäuser in den Bußzeiten vor Ostern. 

Wahrlich hungrig

Dem Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna) scheint das Fasten geläufig zu sein, allein vom Namen her. Je mehr Hungerblümchen im Frühling wachsen, umso teurer wird die Zeit, d.h. umso größere Hungersnot wird kommen – so der Aberglaube. An den kümmerlich wirkenden Pflänzchen kann man sich aber wirklich hungrig essen. Da greift man doch besser zu Bärlauch, Birke, Brennnessel und Löwenzahn, die spenden bereits genügend Blattwerk, um kurz den Magen zu füllen. Gleichzeitig sorgen sie für den Frühjahrsputz im Körper, was besser wirkt als völlige Abstinenz.

Gegen Vitaminmangel

Während der Fastenzeit durften nur bestimmte Speisen gegessen werden. Papst Gregor I. verfügte im Jahr 590, dass der Verzehr von warmblütigen Tieren, Milch, Butter, Käse und Eiern verboten und nur eine Mahlzeit am Tag erlaubt sei. Neben Fisch und Bier kamen vor allem Mehlspeisen auf den Tisch, dazu alles, was an Grünem zu finden war. Nicht umsonst hat das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) seinen Namen erhalten, indem es mit hohem Vitamin C-Gehalt den Scharbock, sprich Skorbut vertreibt.

„Herrgottsbescheißerle“

Wie der Krapfen zur Fastnacht gehört, begleiten Brezeln oder Brezen die Fastenzeit, daneben Knödel und Maultaschen, in denen man so manches verstecken konnte, was eigentlich nicht erlaubt war. Was der Herrgott nicht sieht… Fastenknödel aus altbackenen Semmeln mit in Öl – Butter und Schmalz dürfen es auch sein – mit gebräunten Zwiebeln und reichlich frischen (Wild-)Kräutern, dazu ein Weißkrautsalat: schlicht und einfach, aber dennoch sehr delikat. Sich beim Essen auf die Speisen zu konzentrieren und bewusst jeden Bissen zu kauen, gehört ebenso zur Fastenzeit, auch und gerade in der heutigen Zeit.

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