Hibernakel und Turionen

Fachbegriffe aus der Botanik, die kaum einer kennt – Kräuterpädagogin Sabine Braun ist aber auf die Jagd danach gegangen. Und fündig geworden, im Sumpf, im Moor, im Wasser.

Gewöhnliches Fettkraut – schon mal über die Blattoberflächen gestreichelt?

Hibernakel hat sie beim Gewöhnlichen Fettkraut (Pinguicula vulgaris) und beim Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia) entdeckt. Dafür musste sie aber schon ganz genau hinschauen! Es sind zwiebelförmige Gebilde aus verdickten, schuppenartigen Blättchen, meistens rot gefärbt. Diese kleinen Blätter speichern Reservestoffe für den Austrieb im nächsten Frühjahr, sind also enorm wichtig fürs Überleben der Pflanze. Hibernakel leitet sich von lateinisch hibernare = überwintern ab, man nennt sie auch Winter- oder Dauerknospen – bitte nicht verwechseln mit den Knospen, die Bäume und Sträucher tragen, wo die neuen Triebe in derben Knospenschuppen gut verpackt den Winter überdauern.

Hibernakel beim Fettkraut
Hibernakel beim Sonnentau, die alten Fangblätter vergehen

Auch Wasserpflanzen formen solche sehr spezielle Strukturen, um über den Winter zu kommen. Bei Wasserschlauch (Utricularia), Wasserpest (Elodea), Hornblatt (Ceratophyllum), Tausendblatt (Myriophyllum), Froschbiss (Hydrocharis), Krebsschere (Stratiotes) und weiteren, vorwiegend frei schwimmenden Wasserpflanzen lösen sich solche Überwinterungsknospen im Herbst, sinken zum Grund und überwintern dort. Im Frühjahr treiben sie wieder aus, die Sprösslinge tauchen wieder auf und können an der Wasseroberfläche kräftig weiterwachsen. Oft spricht man bei Wasserpflanzen auch von Turionen, nach lateinisch turio = Trieb, Spross.

Hibernakel vom Tausendblatt (Turion eines Quirl-Tausendblattes Myriophyllum verticillatum; Foto: Kristian Peters, Wikipedia)

Spannend, was die Natur alles aufbietet, um mit widrigen Umständen zurechtzukommen. Aber tauchen Sie bitte deshalb nicht ab 😉.

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