Glühen im Nebelmond

Wer jetzt in Mooren, Nadelwäldern und hoch in den Bergen wandert, kann oft ein Farbenspektakel bewundern – und ich meine nicht hoch oben in Baumkronen, sondern unten am Boden. Die Blätter der Rausch-, Trunkel- oder Moorbeeren (Vaccinium uliginosum) zeigen sich in leuchtend rotem Herbstkleid. Wie die Preiselbeeren heißen sie auch Jägerbeeren – angeblich wurden die säuerlichen Früchte von Jägern gegessen, um den Durst zu stillen und Ermüdung vorzubeugen.

Ob die Jäger dann benebelt waren? Denn Rauschbeeren gelten als giftig oder zumindest verdächtig, Giftstoffe zu enthalten. Nach Verzehr einer größeren Menge Früchte (wieviel genau ist nicht zu erfahren) soll man in einen rauschartigen Zustand verfallen, Sehstörungen und Schwindel bekommen – auch Erbrechen ist dabei. Vor dem Verzehr ist dringend abzuraten. Lieber überlässt man die Nebelbeeren den Nebelkrähen.

Nebelbeeren heißen die Rauschbeeren, weil sie einerseits eben einen Nebel im Hirn hervorrufen können, aber auch wie von einem bläulichen Dunst umschleiert erscheinen, was wohl hauptsächlich auf die graugrünen Blätter und die bereiften blauen Beeren zurückzuführen ist. Oder doch auf Nebelschwanden, die vom feuchten Moor emporsteigen und die Zwergsträucher geheimnisvoll umhüllen? Oder hat es was mit dem Nebelung, dem nebligen Monat November zu tun?

Unterschied zu Blau-, Heidel- oder Schwarzbeeren (Vaccinium myrtillus)? Ganz einfach, Im Gegensatz zu Heidelbeeren haben Rauschbeeren ein helles, nicht färbendes Fruchtfleisch – man bekommt niemals eine blaue Zunge davon.

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