Efeu, der Bäume Todbringer?

Immer wieder hört man, dass Efeu (Hedera helix) ein todbringendes Klettergehölz sei. Er würde die Bäume, an denen er emporklimmt, erwürgen… Doch der heimische Efeu ist keine tropische Würgefeige (epiphytische Spezialisten aus der Gattung Ficus, die ihre Wirtsbäume mittels Luftwurzeln allmählich strangulieren). Er ist eine Liane, also eine im Boden wurzelnde verholzende Pflanze, die an Bäumen bzw. anderen senkrechten Unterlagen nach oben wächst – ähnlich wie Hopfen (Humulus lupulus), Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) oder Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum). Efeu nutzt die Bäume einzig als Stützen, um näher zum Licht zu kommen. Solange der Efeu keine geeignete Unterlage für seinen Höhendrang findet, lebt er als Kriechpflanze auf dem Boden.

Man tut ihm also Unrecht, wenn man den Efeu als Todbringer, als Baumkiller bezeichnet. Für einen vitalen großen Baum wird er selbst nach mehreren Jahrhunderten – Efeu kann 200-400 Jahre alt werden – äußerst selten zum Problem. Denn er klebt sich mit seinen sprossbürtigen Wurzeln nur am Stamm fest, dringt aber niemals in das Stammholz ein. Und erdrosselt den Baum auch nicht, dazu fehlt ihm jegliche Macht.

Im Gegenteil, der Efeu bildet um seinen Wirtsbaum einen schützenden Mantel, hält allzu pralle Sonneneinstrahlung wie aber auch Frost ab und lockt zahlreiche Insekten und Vögel an. Mit seinem Laub, das er vor allem im Frühjahr, wenn neue Blätter schieben, verliert, sorgt er für eine Verbesserung des Bodens. Das kommt nicht zuletzt auch dem Wirt zugute. Und, mal ehrlich: Es wäre doch ziemlich dumm, wenn man am Ast sägt, auf dem man sitzt.

2 Gedanken zu „Efeu, der Bäume Todbringer?“

  1. Oh oh, so einfach ist das mit dem Efeu nicht…
    Ich bin nun seit 57 Jahren Gärtner und beobachte Efeu über die Jahrzehnte sehr genau.
    Unbestritten ist Efeu eine sehr wertvolle Pflanze für die gesamte Natur und auch eine Wohltat fürs Auge. Deshalb gehört Efeu auch zu meinen Lieblingspflanzen. Die späte Blüte und die über den Winter reifenden Früchte, füllen ein Zeitfenster in dem es nicht viel Nahrung für Insekten und Vögel gibt.
    Auch wenn ich es mir nicht erklären kann, wie der Efeu großen Bäumen schadet, beobachte ich immer wieder, wie die alten Bäume unter der immer schwerer werdenden Efeulast leiden, kaum mehr Zuwachs zeigen und letztendlich ersticken und sogar umfallen.
    Zwei Beispiele:
    In einem Park wurden aus gestalterischen Gründen rechts und links eines Weges zwei Kugelahorn gepflanzt. Beide entwickelten sich über Jahre prächtig und machten ordentliche Kugeln. Irgendwann hat es eine Efeuranke geschafft zum rechten Baum vorzudringen und ihn zu erklimmen. Alles lief sehr langsam über mehrere Jahre ab. Ca. 10 -12 Jahre brauchte der Efeu um die Kugel zu überwuchern. Es war ein wirklich toller und stolzer Anblick. Ein Efeubaum mit einer großen, ca. 3m im Durchmesser großen Kugel! Vom Ahorn war nichts mehr zu sehen. Doch dann kam, was kommen musste. Der Ahorn brach zusammen und der schöne Efeubaum mit ihm. Leider hat die Parkverwaltung ihn aufgeräumt. Die Kugel war auch am Boden noch schön anzusehen.
    Im nahen Wald kenne ich eine mehr als hundert Jahre alte Buchengruppe. Zwei der Bäume sind inzwischen mit Efeu stark „befallen“. Deutlich ist zu erkennen, wie die mit Efeu berankten Bäume in Größe und Pracht hinter den anderen Buchen zurückbleiben. Ich werde es weiter beobachten…
    Im eigenen Garten habe ich jetzt einen Christusdorn vom Efeu befreit, da der Baum in den letzten Jahren mehr und mehr Totholz produzierte und deutlich kränkelte. Zusätzlich zum Efeu habe ich noch wilden Wein und eine Kletterrose hochwachsen lassen. Eine wahre Augenweide über viele Jahre, insbesondere im September zur Herbstfärbung. Einfach ein Wahnsinn an Schönheit und Pracht. Doch was hilft es mir, wenn ich feststellen muss, dass der Baum das scheinbar nicht mehr verkraftet?? Ich hoffe jetzt, dass der Baum sich wieder erholt, der Wein schnell wieder oben ist und sich das ganze Dorf wieder über die Farbenpracht im Herbst freuen darf. Den Efeu werde ich erst mal nicht wieder hochwachsen lassen. Schaun wir mal, wie es weiter geht.

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    • Die Beobachtungen und Meinungen zum Efeu gehen weit auseinander. Überwiegend ist sich die Fachwelt aber einig, dass Efeu viel mehr Vorteile bietet, vor allem aus ökologischer Sicht. Es gilt immer zu bedenken, ob nicht Bäume in Parks und Gärten schon dadurch nicht dieselbe Vitalität haben, weil sie eben gepflanzt wurden und nicht aus Samen an Ort und Stelle gewachsen sind. Kleine Bäume können unterm Efeu bald leiden, bei großen Waldbäumen ist das eher nicht der Fall – erst im hohen Alter spielt die Efeulast eine Rolle.
      https://www.baumpflegeportal.de/aktuell/efeu_baeume_kaputt/
      Ähnlich wie bei der Mistel gibt es beim Efeu unterschiedliche Sichtweisen – bei mir überwiegt die ökologisch wertvolle Seite, bei Ihnen wohl eher die gärtnerische Zuwendung zu den gepflanzten Gehölzen.

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