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Die Weihnachtsnuss, Teil 2

Die Nuss, der es unter ihrer holzigen Schale schrecklich juckte vor Wissensdurst, wandte sich an den Apfelbaum im Garten. Dort hing noch verloren eine letzte, rotbackige Frucht. Weihnachten? Keine Ahnung, murmelte der Apfelbaum. Meine Früchte müsstest du fragen, die hängen angeblich an einem Weihnachtsbaum. Ich könnte dir was von den Raunächten erzählen, da fährt die wilde Jagd über die Wipfel, da klopft man an meinen Stamm, um mich zu wecken. Damit ich im nächsten Jahr reiche Ernte tragen.

Die Nuss wollte aber nichts zu den Raunächten wissen. Coryla, corylus, Weihnachten, du kennst das doch sicher, rief sie der Mistel entgegen, die hoch oben im Apfelbaum thronte. Deren weiße Perlenbeeren schienen sich vor Schreck grau zu verfärben. Irgendwas hat Weihnachten mit der Adventszeit zu tun, tuschelte es zwischen ihren Gabelzweigen hervor. Da hängen Mistelbüsche plötzlich unter den Türbalken, damit sich die Menschen darunter küssen. Und für jeden Kuss pflücken sie eine der weißen Perlen, bis nichts mehr zwischen den Mistelblättern schimmert.

Das interessierte die Nuss nur wenig. Fiebrig vor Verlangen lief ihre Schale außen rötlich an. Coryla, corylus, Weihnachten, wer kann mir erklären, was Weihnachten bedeutet? So laut sie nur konnte, ließ sie das bis zum Wald hin ertönen, wo die Fichten und Tannen sich reihten. Ihr seid groß, ihr seid alt, ihr müsst doch darüber Bescheid wissen! Ach Nüsschen, rauschten die Fichten und Tannen mit ihren Nadeln. Man muss nicht jedes Mirakel lüften. Vielleicht ist es besser, wenn du es nicht weißt. Aber die Nuss gab keine Ruhe und bedrängte die Bäume immer mehr.

Bis endlich die große Tanne erzählte. Weihnachten, das nennen die Menschen das Fest der Liebe. Viele, viele Jahre sehe ich ihnen dabei zu, wenn sie Weihnachten feiern. Von meinem Wipfel kann ich in ihre Häuser blicken. Und was muss ich jedes Jahr mit ansehen? Wie sie unsere Kinder, kleine Bäumchen noch, zuerst mit Lichtern bestecken und mit Naschwerk behängen. Und dann nach kurzer Zeit eiskalt zerhacken und erbarmungslos verbrennen. Wo soll dies ein Fest der Liebe sein?

Fortsetzung morgen…

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