Die drei Gaben der Könige

Zum 6. Januar endet die Weihnachtszeit, hören die Raunächte auf, sind die Ferien bald vorbei, startet das neue Jahr mit altbekanntem Rhythmus. Am 6. Januar gedenkt man der angeblich drei Könige namens Caspar, Melchior und Balthasar, die geleitet vom Stern nach Bethlehem zogen, um dem Jesuskind zu huldigen.

Keiner weiß, was sich damals wirklich zugetragen hat. Drei Geschenke brachten die Weisen aus dem Morgenland mit. Kostbar und auch heilkundlich – zumindest in alter Zeit – das Wertvollste, was man sich denken konnte.

Gold

Gold, das glänzende Edelmetall, war schon immer begehrt und geschätzt. Die Gabe steht für Reichtum und Macht. Doch Gold wurde im Altertum auch unmittelbar zur Heilung eingesetzt. Griechische Mediziner rieten zu Aurum, um Wassersucht zu behandeln. Arabische Ärzte verwendeten Gold bei Melancholie und Herzschwäche, gegen Geschwüre und zur Stärkung der Augen.

Mit Gold wurde Heilung bezahlt, als Gegenleistung zu einer von den Göttern gewährten Gnade. Was man teuer bezahlt, muss doch auch besonders wirksam sein? Dieser Vorstellung hängt der Mensch bis heute an – und, schier unglaublich, je höher das Vertrauen, desto stärker die Selbstheilungskräfte.

Weihrauch

Das Gummiharz verschiedener Balsambaumgewächse (Burseraceae) wird seit alters her vor allem verräuchert, zum Zeichen der Huldigung. Der Wohlgeruch, der nach oben steigt, trägt Bitten wie Dankesbotschaften in den Himmel. In der Heilkunde ist Weihrauch schon immer bedeutsam, und zwar in allen großen Kulturen. Die alten Ägypter nutzten Weihrauch zur Wundbehandlung, die Römer gegen Atemwegserkrankungen und vieles mehr.

Die duftenden Kügelchen wurden mit Gold aufgewogen. Obwohl heute (noch) keine gesicherten Belege für die Heilkraft von Weihrauch vorliegen, setzt man in die entzündungshemmenden und schmerzlindernden Kräfte große Hoffnung. Hoffnung gibt Kraft, und die braucht es zur Heilung.

Myrrhe

Ähnlich wie Boswellia-Sträucher Weihrauch absondern, tun dies auch Myrrhenbäume (Commiphora-Arten), ebenfalls Balsambaumgewächse. Aus der Borke sondern die Gehölze ein flüssiges Exsudat ab, das an der Luft zu einem harten, durchscheinend gelblichen Gummiharz erstarrt. Myrrhe spielte bei kultischen Salbungen eine große Rolle, diente als exquisites Parfüm, galt als Aphrodisiakum und wurde teils doppelt so teuer gehandelt wie Weihrauch.

Mit seiner desinfizierenden, entzündungshemmenden und wundheilenden Wirkung erlangte Myrrhe Bedeutung in der Heilkunde – bis heute (eingestuft durch die HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel). Als Bestandteil des heiligen Salböls war Myrrhe heilig, und was heil-ig ist, muss auch heilen.

Christus als Arzt

Lange herrschte im christlichen Glauben die Meinung, dass die Bibel eine geistliche Apotheke der Seelenarzneien sei. Später entwickelte sich in der religiösen Vorstellung des Volks Christus als Arzt und Apotheker (apothecarius coelestis, der himmlische Apotheker) – durch den Glauben wird man von allen Leiden erlöst.

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