Das ist das!

War das zu einfach – oder doch zu schwierig, das Rätsel von gestern? Zu sehen gab es ein Nachtschattengewächs, die keineswegs alle vom amerikanischen Kontinent stammen, nämlich die Lampionblume oder Blasenkirsche, botanisch Physalis alkekengi.

Der griechische Arzt Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) empfahl die aus Kleinasien und dem Kaukasus, vielleicht auch aus China stammende Pflanze als harntreibendes Mittel. Die Römer sorgten dafür, dass sich das Gewächs auch nördlich der Alpen ausbreitete, insbesondere in Weinbauregionen. Leonard Fuchs bemerkte 1543 über die Art: “Die Judenkirsen wachsen gemeinlich in den Weingärten darauß sie nit leidlich mögen gebracht werden, wo sie einmal wurzeln“. Kurz, er betrachtete die Judendocken, Mönchs- oder Erdkirschen als gemeines „Unkraut“. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird die Blasenkirsche als harntreibendes und nierenstärkendes Heilkraut geführt, bei Gicht und Rheuma angeraten. Tabernaemontanus schreibt im 16. Jh.: „Von den Schlutten die Kirschen gegessen … reinigen die Nieren und Blasen / und treiben den Stein und Harn …“.

Davon ist heute nicht mehr die Rede, es gibt nicht einmal eine genaue Einschätzung, was Essbarkeit oder Giftigkeit betrifft. Immerhin, es handelt sich um ein Nachtschattengewächs. Alte Bezeichnungen wie Wolfstraube, Teufelskirsche oder Giftbeere sind doch bestimmt nicht aus der Luft gegriffen? Aber wie bei Solanaceen oft üblich bleiben die reifen Früchte (anders als die restlichen Pflanzenteile!) wohl doch unbedenklich. Die Giftnotrufzentrale Bonn führt die Lampionblume als „gering giftig“.

Essen wir doch lieber die Früchte einer nahen Verwandten, der Kapstachel- oder Andenbeere (Physalis peruviana), diesmal ein wahrer Neophyt mit Ursprung Südamerika. Und freuen uns bei der Lampionblume an ihren spektakulären Erscheinungsbild. Ist eine Blüte befruchtet, werden die Kronblätter abgeworfen, die fünf Kelchblätter dagegen vergrößern sich und wachsen zu dem auffälligen Lampion heran, der die reifende Beere mit zahlreichen winzigen Samen einhüllt. Kaum verwunderlich, dass dies die Phantasie der Leute stark in Wallung brachte. Engellämpchen, Wunderblase, Bämbelchen, Glögglichrut – was muss man dazu eigentlich erklären? „Die Welt in einem Döschen“ ist vielleicht die ansprechendste Benamung. Wer nur die angezeigte Geduld aufbringt, kann die Weltkugel dann durch ein fein ziseliertes Döschen sogar sehen, wenn die Kelchblätter allmählich vergehen und nur ihre Blattnerven übrig bleiben.

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