Jetzt im Herbst, wo sich das Kleid der Bäume so augenfällig verändert, schweifen meine Gedanken zu den Blättern. Was mir dazu einfällt? Erzähl ich Euch – nach und nach, Blatt für Blatt.

Als Botanikerin denke ich zuerst an grüne Solarflächen, dank derer jede grüne Pflanze Sonnenlicht in Lebensenergie verwandeln kann. Zauberstoff für die Photosynthese ist Chlorophyll, das Blattgrün. Weil die Blätter bei sommergrünen Laubbäumen im Winter nicht mehr gebraucht werden, weicht das Grün gerade aus den Blättern. Andere Farben kommen zum Vorschein. Danke an alle Blätter für euer lebensbejahendes Grün, das mich den ganzen Sommer über motiviert und beglückt hat.

Blätter sind ebenso Verdunstungsflächen. Über kleinste Poren geben sie Wasserdampf an die Umgebungsluft ab, wodurch beständig Wasser über Kapillaren von der Wurzel bis zur Spitze nachgesogen wird. Der Transpirationssog sorgt für eine Wasserversorgung entgegen der Schwerkraft bis in erstaunliche Höhen von weit über 100 Metern. Danke an alle Blätter, dass ihr mir an heißen Tagen wohltuende Kühle gespendet habt.

So wie Wälder voller Bäume als „grüne Lungen“ bezeichnet werden, so lassen sich im kleineren Maßstab auch Blätter mit den „Lungen der Bäume“ vergleichen. Über dieselben Poren, sog. Spaltöffnungen, „atmen“ Blätter Luft ein und aus. Wie bei uns Menschen in den Lungenflügeln findet bei Blättern im Inneren ein Gasaustausch statt. Kohlendioxid wird in die Photosynthese eingeschleust, Sauerstoff nach außen geschafft. Danke an alle Blätter, dass ihr mir mein Leben ermöglicht.

Morgen mehr zu Blättern…
Wie schön — ein herbstliches Danke an die Blätter.