Angelina, Angelique, San-mi-na-ri

Englisch, französisch, koreanisch klingt der Name dieser Pflanze viel poetischer. Gestatten: Giersch! Lange Jahre war ich ohne Giersch (Aegopodium podagraria). Er wollte einfach nicht wachsen in meinem Garten, um keinen Preis, nicht mit allen Verlockungen. Warum nur breitete er sich in anderen Gärten geradezu unverschämt aus und überwucherte alles, nur am Gartenzaun hielt er verschämt inne. Alles habe ich probiert, gepflanzt, gedüngt, allein der Giersch wollte nicht einziehen. Vor lauter Ärger darüber geriet mein Säure-Basen-Verhältnis ganz aus der Balance, ich war stinksauer. Was lächerlich, denn der Giersch ist eine alte Heilpflanze gegen Übersäuerung.

Willkommen, bleib bei mir

Dann, nach Jahren, entdeckte ich plötzlich ein paar kleine Blättchen: Giersch! Ich hab ihn gehegt und gepflegt, mein Körper ist nun wieder basisch geprägt. Brechen Sie keinen Streit mit dem Giersch vom Zaun, lassen sie ihn gewähren. Seien Sie bloß nicht unwirsch zum Giersch! Sonst wächst Ihnen das Kraut – nein, nicht über den Kopf, sondern vielleicht gar nicht mehr… Und das wäre jammerschade. Denn Giersch oder Geißfuß ist ein hochfeines Gemüse, das völlig ohne gärtnerisches Zutun in fast jedem Garten wuchert. Wer ihn erst einmal gekostet hat, wird gar nicht mehr verstehen, wie ein so unnachahmlich köstliches Kraut als „Unkraut“ verschrien wird.

Vergessene Delikatesse

Die Koreaner sind den hiesigen Gärtnern einen großen Schritt voraus. Dort wird der Giersch als normales Gemüse angebaut, wie bei uns Spinat oder Mangold, und findet reißenden Absatz. Immerhin wurde Giersch einst auch in hiesigen Kloster- und Bauerngärten als Nutzpflanze kultiviert, lange bevor man Spinat und Mangold überhaupt kannte. Anspruchslos, pflegeleicht, wüchsig, aus Giersch lässt sich im Handumdrehen eine gesunde Mahlzeit zubereiten. Giersch füllt nicht nur den Magen, sondern ist überdies sehr gesund. Das Zipperleinskraut, ein alter Volksname vom Giersch, verrät, dass er nicht nur als schlichte Küchenzutat, sondern auch als Heilmittel eingesetzt wurde. Gegen das verflixte Zipperlein – Gicht und Rheuma. Giersch wirkt blutreinigend und entgiftend. Und schmeckt… testen Sie doch mal!

Gegenspieler

Giersch ist ein perfekter Kavalier für Rosen, in England pflanzt man ihn sogar extra zu Füßen der Blumenköniginnen. Wenn der Giersch Ihnen allzu ungestüm daherkommt, nicht ausgraben. Je mehr seine Wurzeln zerstückelt werden, umso heftiger treibt er. In Schach halten kann man ihn am besten mit ebenbürtigen Gegnern, die ebenso zum Wuchern neigen. Minzen sind da zu empfehlen, oder Bärlauch.

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