Neben dem Apfel ist die Banane das beliebteste Obst in Deutschland, rund 14 Kilogramm verzehrt jeder von uns pro Jahr. Die gelben Früchte gehören heute so selbstverständlich auf den Tisch wie Kartoffeln oder Brot. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, als Bananen für manchen eine rare Kostbarkeit waren, die man sogar auf Rezept verschrieben bekam. Jeder kennt sie, doch kaum einer weiß richtig über Bananen Bescheid, z.B. über die sprichwörtliche Frage, warum Bananen krumm sind.
Samenlose Beeren
Da mag sich mancher wundern, aber Bananen sind botanisch gesehen tatsächlich Beeren. Weiche Schale, weicher Kern, ähnlich wie Johannisbeeren oder Kiwis. Während diese aber innen kleine Kernchen, die Samen beinhalten, bleibt das Fruchtfleisch der Banane samenlos. Jedenfalls bei den Ess-, Obst- oder Dessertbananen, hier entwickeln sich die Früchte ohne vorhergehende Bestäubung – ähnlich wie bei Ananas, Wassermelonen oder manchen Zitrusfrüchten. An Bananen mit Samen würde man sich schlichtweg die Zähne ausbeißen, bei Wildbananen sind diese erbsengroß und steinhart, nehmen fast alles Innere der Beere ein. Fruchtfleisch bleibt da kaum.
Neue Bananenpflanzen lassen sich nicht durch Aussaat, sondern ausschließlich durch Ableger ziehen. Bekommt man im Handel Bananensamen zu kaufen, wachsen daraus zwar Bananenstauden, die sogar hierzulande Früchte entwickeln – aber diese Bananen sind nicht essbar. Im Gewächshaus oder an gut geschützten Stellen im Freiland gedeihen Zierbananen oder Faserbananen. Wie alle der rund 70 Bananenarten bilden sie einen bis mehrere Meter hohen Scheinstamm aus dicht gepackten, verbreiterten Blattstielen. Im oberen Bereich entfalten sich die bis 3 m langen und über einen halben Meter breiten Blattflächen.
Nur einmal im Leben
Bananenstauden verholzen nicht, ihre Lebensspanne ist kurz. Wie Bambus und Agave blühen sie nur ein einziges Mal, fruchten und sterben dann ab – haben aber vorher zahlreiche Ausläufer gebildet. Die Blüte ist dafür ein besonderes Schauspiel: Ein riesiger Blütenstand hängt aus dem Blattbüschel herab. Beschirmt von rötlichen Hochblättern, die bald abfallen, öffnen sich in Schichten je 5-20 Blüten, aus denen bald kleine Früchte werden. Sie stehen in sog. Händen, die Früchte selbst bezeichnet man als Finger. Anfangs nach unten gerichtet, krümmen sich die Früchte mit zunehmender Reife aufwärts, dem Licht entgegen – und werden dabei krumm.
Von grün nach gelb
Weil Bananen anders als Erdbeeren auch nach dem Pflücken weiter reifen, werden sie unreif, noch grasgrün gepflückt. Gekühlt kommen sie über die Weltmeere in Bananenreifereien. Dort werden die Früchte mittels Reifegas zum gewünschten Färbungsgrad nachgereift. Der Handel bestellt seine Bananen nach Farbstufen, von 3 (mehr grün als gelb) über 4 (mehr gelb als grün). Bei Farbstufe 5, gelb mit grünen Spitzen, haben Bananen die optimale Verkaufsreife. Aber erst bei Stufe 6, vollgelb, schmecken Bananen rundum gut. Schon kurze Zeit später bekommt die gelbe Schale braune Zuckerflecken, die Frucht wird überreif.
Obstbananen haben ein Fruchtfleisch, das anfangs mehlig-herb schmeckt und viele Faserstoffe aufweist. Mit der Zeit wandelt sich die Stärke, die im Darm nicht zerlegt werden kann und häufig Bauchschmerzen verursacht, in Zucker um, dann werden die Früchte wohlschmeckend süß und zu wahren Heilmitteln. Reich an Ballaststoffen, leicht verdaulichen Polysacchariden, Kalium und Magnesium sowie dreimal so viel Vitamin C wie ein Apfel sind Bananen für Diäten, als Schonkost und als Babynahrung geeignet. Schaumig aufgerührt ist eine Banane ein altbewährtes Mittel gegen Durchfall. Wer nach zu reichlichem Genuss von Alkohol einen Kater hat, sollte eine Banane essen – die Frucht ersetzt verloren gegangene Mineralien und beruhigt den Magen.
Gute Laune und sanfter Schlaf, die man essen kann: Bananen enthalten eine Menge nervenstärkende B-Vitamine und reichlich vom „Glückshormon“ Serotonin, wichtig u.a. für einen guten Schlaf. Eine Banane wiegt im Durchschnitt 100-130 g, liefert damit 80-100 kcal – super für die schlanke Linie. Die Energie wird dem Körper zur Verfügung gestellt, ohne Bauchspeicheldrüse und Blutzucker wesentlich zu belasten.
Die Normbananen
Weltweiter Exportschlager unter den Bananen ist die Sorte `Cavendish´. Sie liefert besonders hohe Erträge an extra dünnschaligen, besonders großen Früchten. Während der Krümmungsgrad der Bananen bis heute ungeregelt bleibt, schreibt die Bananenverordnung der Europäischen Union vor, dass die Früchte mindestens 14 cm lang sein und einen Durchmesser von 27 mm haben müssen. Bananen, die diesen Anforderungen nicht genügen, werden entsorgt – das betrifft im Mittelamerika allein knapp ein Fünftel der Ernte. Bananen, die in Europa angebaut werden, dürfen laut Sonderverordnung auch kleiner als 14 cm sein, müssen jedoch dann stets in Handelsklasse 2 eingestuft werden. Weil man in Europa ganz andere Bananensorten mit viel kleineren Früchten kultiviert als in Mittelamerika und Afrika, gelten sämtliche Bananen von Madeira, den Azoren, der Algarve, Griechenland und Kreta im Sinne der Handelsklasse als „minderwertig“.
Babybananen sind besonders kleinfrüchtige, sehr süße Sorten mit intensivem Bananenaroma. Das schmeckt man jedoch erst, wenn die Früchte die typischen Zuckerflecken bekommen, dann allerdings werden sie rasend schnell überreif und schwarz. Deswegen verpackt der Handel sie wie auch die üblichen Bananen gerne in Folie oder Tüten. In der Nähe gelagerte Äpfel oder Tomaten etwa verströmen das Reifegas Ethylen, durch die Folien kommt es nicht an die Früchte heran, die weitere Reife verzögert sich.
Bananen komplett verwerten
Bananen lagert man am besten kühl bei 14 °C, jedoch niemals darunter. Kälte lässt die Früchte unansehnlich graubraun werden, das Fruchtfleisch schmeckt fade. Noch grüne Bananen können zuhause leicht nachgereift werden, dazu einfach in eine Papiertüte geben und an einen wärmeren Ort legen.
Schwarz verfärbte, überreife Bananen niemals wegwerfen! Aus ihnen lässt sich noch so manche Köstlichkeit zaubern, etwa ein Bananen-Milchshake, ein Bananenkuchen oder ein Bananenbrot. Geviertelt, mit Zitronensaft bestrichen, in Kokosstreuseln gewälzt und bei milder Hitze in Butter gebraten sind die süßen Früchte ein Genuss der Extraklasse. Ganz weiche Bananen kann man mit geriebenen Nüssen schnell zu einem Brotaufstrich verrühren. Für Bananeneis die Früchte schälen, in Stücke schneiden und einfrieren. Die durchgefrorenen Stücke in der Küchenmaschine zu einer cremigen Eismasse aufmixen, nach Wunsch noch mit Schokoladenstückchen, Minze oder Basilikum verfeinern.
Mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen eignen sich Bananen sogar für kosmetische Zwecke: Fruchtfleisch mit etwas Honig und Joghurt pürieren, fertig ist eine feuchtigkeitsspendende Gesichtsmaske. Die Schalen, mit der Innenseite auf die Haut gelegt, geben strapazierten Händen wieder Geschmeidigkeit.
Zu guter Letzt gehören Bananenschalen noch auf den Kompost, zumindest von Bio-Bananen. Klein geschnittene Bananenschalen gelten unter Hobbygärtnern als Non-plus-ultra für Rosen.