Heute nichts zum Essen, aber zum Bestaunen: das Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis). Es gehört in die Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), gilt demnach wie alle Vertreter dieses Verwandtschaftskreises als giftig – aber hat keinen Milchsaft wie Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus), Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) oder Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). Bingelkraut wird daher auch als wenig giftig eingestuft, doch einen Verzehr wird man in der Regel mindestens mit Durchfall büßen. Früher diente Bingelkraut als Heilmittel gegen Magenverstopfung, als Abführmittel – es wurde abschätzig Scheißkraut oder Scheißmelde genannt.

Das Bingelkraut – als Frühlingsgeophyt mit Speicherrhizomen sehr früh im Jahr aktiv – lädt auch nicht zum Essen ein, denn es riecht unangenehm nach alten Fischkonserven (enthält Trimethylamin). Das hat ihm den Volksnamen Stinkerich eingetragen.

Weil es sich beim Trocknen blau verfärbt, hielt man es einst für eine Färberpflanze, das Färberwaid oder Indigo ersetzen sollte. Doch da hat die Waldpflanze die Menschen ganz schön in den April geschickt. Die Farbe beruht auf Hermidin, der Farbstoff wird mit Sauerstoff blau. Was übrigens jeder Kräuterpädagoge schon bemerkt hat, der Bingelkraut fürs Herbarium trocknen wollte.