Wer bemerkt ihn schon?

Das Pflänzchen, von dem hier die Rede sein soll, ist für viele nicht der Rede wert. Die meisten Menschen kennen es nicht einmal, bemerken es nicht, treten es mit Füßen oder rupfen es als Unkraut aus. Dabei ist es ein Kosmopolit, begleitet den Menschen seit der Steinzeit, wird noch immer als Heilpflanze geschätzt, dient als Vogelfutter und kann als Gemüse verwendet werden.

Wer bitte ist gemeint?

Habt Ihr eine Vorstellung, welche Pflanze ich meine? Ich spreche vom Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare), auch Weggras, Wegetritt, Hanserl am Weg oder Heinzerl am Weg genannt. Es macht dem Knöterichgewächs nichts aus, wenn er betreten wird (Unvertritt), es hat extrem zähe Stängel (Eisenkraut). Typisch sind seine überwiegend niederliegenden, vielfach gegliederten Triebe (Knotengras, Tausenknoten), dicht an dicht mit elliptischen, gras- bis blaugrünen Blättern (Spatzenzünglein) besetzt.

Warum nur sieht keiner hin?

Es lohnt sich, vor dem Vogel-Knöterich auch mal in die Knie zu gehen oder sich gar in den Staub zu werfen, also hinzulegen. Nur aus dieser Perspektive lassen sich die wirklich bezaubernden Blüten bewundern, deren fünf Blütenblätter weiß, grün und rosa bis rot gefärbt sind. Aus ihnen entwickeln sich (durch Selbstbefruchtung) Nussfrüchtchen, die vor allem bei Vögeln sehr begehrt sind.

Warum wohl heißt der Vogel-Knöterich so?

Schon mal eine Schar Spatzen beobachtet, wenn sie ein paar Polster Vogel-Knöterich entdeckt hat? Die stürzen sich darauf und picken unter lautem Tschilpen die kleinen Früchte heraus. Wenn der Knöterich schon keine Insekten mit Nektar nährt, so versorgt er doch viele Tiere, neben kleinen und großen Vögeln (Hühnergras, Gänsegras, Spatzenkraut) auch Ziegen (Geißkräutchen) und Schweine (Schweinsgras, Ferkelkraut). Letztlich auch Menschen, denn die mild und salatartig schmeckenden Triebe und Blätter kann man in der Wildkräuterküche für allerlei Rohkost wie gekochte Speisen nutzen.

Wieso nutzen wir ihn nicht?

Heilsam ist der Vogel-Knöterich auch noch. Dank der in ihm enthaltenen Kieselsäure, Gerbstoffe, Flavonoide und weiterer Inhaltsstoffe wird er bei Erkältungskrankheiten, Entzündungen im Mund-Rachen-Raum und zur Durchspülung bei Blasenproblemen eingesetzt – als Tee.

Warum halten wir ihn nicht in Ehren?

Der Vogel-Knöterich – er hat es verdient, dass wir ihn mehr beachten und wertschätzen. Früher an allen unbefestigten Ecken und ungeteerten Wegen, auf allen Plätzen und Äckern zu finden, hat es heute schwer, noch ausreichend Lebensraum zu finden. Er kann sich zwar selbst auf kargstem Untergrund, bei größter Hitze und langanhaltender Trockenheit durchsetzen, aber ein wenig Erde braucht er schon. Wo alles asphaltiert und betoniert ist, wächst auch kein Vogel-Knöterich mehr.

Also: Geben wir dem Vogel-Knöterich doch wieder mehr Gelegenheiten zum Gedeihen! Einfach mal ein wenig offenen Boden lassen, einen Weg nicht mit Belag abdichten, einen Ackerrand frei halten.

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