Schnee im Hochsommer?

Sommer, Sonne, Hitze, Trockenheit – und doch, schau da: sieht aus, als hätte es geschneit! Ja ist denn schon wieder Winter?

Wege und Wiese sind dick in weißen, flauschigen Flaum gehüllt. Fasst sich wie feine Wolle an. Aha, das ist doch auch Wolle. Und zwar Samenwolle. Von der Pappel.

Weibliche Pappeln (Pappeln sind zweihäusig) bilden kleine Blüten in Kätzchen, die sich anfangs kaum von den männlichen Kätzchen der männlichen Bäume unterscheiden. Während die männlichen Blüten schon lange abgefallen und vergangen sind, nachdem sie ihren Blütenstaub dem Wind anvertraut haben, sind die weiblichen Blüten nach erfolgter Bestäubung jetzt reif geworden. Ihre Fruchtknoten haben sich zu kleinen Kapseln entwickelt, die wie an langen Schnüren an den Zweigen hängen. Sie platzen auf und geben viele, viele Samen frei – pro Baum können es schon mal 25 Millionen sein. Diese winzigen Dinger, sie wiegen nicht einmal ein Milligramm, sind wie in Watte gepackt. Dank dieser feinfädigen Samenwolle können die Samen mit dem Wind verbreitet werden. Und nun liegen sie auf dem Boden, verfangen sich im Gras, häufen sich zu Bäuschen am Wegrand.

Sehr passend: Cottonwood, also Baumwollbaum, heißt die Pappel in Amerika

Genau deswegen wird das Phänomen als „Sommerschnee“ oder „Pappelschnee“ genannt. Vögel wissen, wie sie den Schnee nutzen, sie nutzen ihn zum Polstern ihrer Nester. Die feinen Haare sind hypoallergen und gelten als das Beste, was die Natur in Sachen Wärmeisolierung und Feuchtigkeitsregulierung zu bieten hat. Pappelwolle ist leichter als Cashmere und Wolle, wärmt besser als diese, ohne dass man unter ihnen ins Schwitzen geriete. Bettwaren aus Pappelwolle gelten als besonders edel!

Nachteil: Der Flaum entzündet sich leicht – in trockenen Sommern ist das durchaus problematisch. Schon eine achtlos weggeworfene Zigarette, ein Glassplitter oder ein heißer Katalysator eines darüber parkenden Autos genügt, um einen Waldbrand zu entfachen.

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