Waldmeister – wie kommt man drauf? Hier die weiteren Bildmotive zum Pflanzenrätsel erklärt:

Einer Anekdote zufolge soll Kräuterpfarrer Künzle die Blüten des Waldmeisters als weißes Kreuz erkannt haben. Er erzählte daraufhin allen, dass die Schweizer nicht vom lieben Gott verlassen würden, solange sie das Kreuz hochhielten – so soll das weiße Kreuz auf den roten Untergrund der Schweizer Flagge gekommen sein (was aber wirklich nur ein blumiges Ammenmärchen ist).

Erklärt sich eigentlich von selbst: Wegen der kleinen sternförmigen Blüten nennt man den Waldmeister auch … STERNEN-Kraut.

Paradox: Waldmeister kann Kopfschmerzen vertreiben oder sie verursachen. Den Unterschied macht die Dosierung.

Nicht einfach zu lösen: Was hat der Waldmeister mit Hänsel und Gretel zu tun? Es geht hier um Muma Pădurii, eine ähnliche Gestalt wie die Hexe im Grimmschen Märchen im rumänischen Volksgut. Sie ist die hässliche, oft grausame Beschützerin des grünen Reiches Wald, eine Wächterin aller Lebewesen. Wer sich gegen die Natur im Wald wendet, den bestraft sie unerbittlich. Ihr zugeordnet ist der Waldmeister, der rumänisch auch mama padurii, also Waldmutter genannt wird. Lateinisch hieß der Waldmeister ebenfalls Waldmutter (matrisylva), in Frankreich nennt man ihn Reine de Bois (Königin der Wälder).

Kennt Ihr den jungen Mann? Johann Anton (Giovanni Antonio) Scopoli (1723-1788) wirkte als praktischer Arzt in Cavalese, Trient und Venedig, in seiner Freizeit widmete er sich mit großer Hingabe der Tier- und Pflanzenwelt seiner Heimat Tirol und legte umfassende Sammlungen an. 1760 veröffentlichte Scopoli sein Werk „Flora carniolica“, das rund 1.600 heimische Pflanzen beschreibt. Darunter findet sich auch der Waldmeister, den er erstmals als Galium odoratum benennt – anders als Carl von Linné, der die Pflanze Asperula odorata bezeichnete.
Sein internationales Autorenkürzel, das man als Zusatz hinter wissenschaftlichen Namen findet, lautet „Scop.“ – so etwa nicht nur beim Waldmeister Galium odoratum (L.) Scop., sondern auch bei der Acker-Kratzdistel Cirsium arvense Scop. oder bei der Futter-Esparsette Onobrychis viciifolia Scop.
Nach ihm ist auch das Alkaloid Scopolamin benannt, nur so nebenbei erwähnt.