Hier kommt die Erklärung zu den einzelnen Bildern der Collage:
- Schuhe
- Haare im Wald
- Wellen
- Kummet
- Seil
- Tarnnetz
- Matratzen
- Nässe im Wald
Alle Hinweise deuten auf diese Pflanze:
Die Zittergras-Segge (Carex brizoides).
Schuhe: Aus den langen, fadenartigen Blättern und Halmen werden traditionell Schuhe (Grasschuhe, Raschpatschen) gefertigt. Man flicht oder verdreht zuerst lange Stränge aus den Halmen, die dann über einen Leisten zu Schuhwerk vernäht werden. Solche Schuhe trug man (nicht nur) als Hausschuhe, sie hielten im 1. Weltkrieg den Soldaten der Gebirgsjäger die Füße warm, heute werden sie als Luxus-Artikel nur noch von ganz wenigen Kunsthandwerkern angeboten.
Haare im Wald: Wer das Sauergras mit seinen dreikantigen Halmen und den feinfädigen Blättern im Wald sieht, kommt von selbst auf solche Namen, denn die vielen dichten, schlaff niederliegenden Büschel erscheinen wirklich wie Haare auf dem Waldboden.
Wellen: Selbst im Winter erscheint es einem, als ob Wellen über dem Waldboden wogen, wo die Zittergras-Segge wächst. Nicht von ungefähr trägt sie auch den Namen Seegras.
Kummet: Dieser Teil des Zuggeschirrs von Pferden oder Ochsen sorgte dafür, dass die Tiere den Pflug oder die Kutsche mit voller Kraft ziehen konnten. Damit dieser Bügel nicht drückte oder scheuerte, wurde er fest gepolstert, mit Stroh, mit Rehhaaren oder mit Zittergras-Segge.
Seil: Die Halme von Waldheu, Liesch oder Rasch – weitere Bezeichnungen für die Zittergras-Segge – sind schön lang und äußerst reißfest. Werden die Halme miteinander verdreht, werden gute Seile daraus. Früher unverzichtbar…
Tarnnetz: Nicht nur Matten und Decken stellte man dereinst aus dem Waldgras her, sondern auch Tarnnetze. Vielleicht auch etwas für heutige Zeiten? Sieht nämlich als Sichtschutz viel attraktiver aus als diese merkwürdigen Exemplare aus Kunststoff, wäre zudem nachhaltiger.
Matratzen: Ob wohl die Prinzessin auf der Erbse auf Unterlagen aus Zittergras-Segge geschlafen hat? Jedenfalls haben das viele Menschen getan, die sich gut betten wollten. Es gab eigens Seegras-Spinnereien, wo die gerupften Halme geriffelt (gekämmt) und versponnen (verdreht). Die gekräuselten und damit gut federnden Halme dienten zum Stopfen von Matratzen oder Polstermöbeln. Vor allem in Kriegszeiten, als Material knapp war, nutzte man die Geschenke der Natur. Das in großen Beständen vorkommende Gras wurde systematisch geerntet, damit verdienten sich ärmere Leute ein Zubrot – in manchen Gegenden allerdings überstieg diese Nutzung den Holzertrag sogar. Erst Kunststoffe haben das Waldgras verdrängt und in Vergessenheit versinken lassen.
Nässe im Wald: Die Zittergras-Segge gilt als Vernässungszeiger. Man findet sie häufig im Auwald, aber auch in Fichtenforsten, auf Lichtungen und Waldschlägen, an Waldrändern und feuchten Wiesenflächen nahe des Waldes. Waldbauern und Förster sehen sie eigentlich ungern, weil sie einerseits ein Zeichen für ungünstige Wuchsverhältnisse ist, andererseits junge Bäumchen schnell überwächst und unterdrückt.
Ich mag die Zittergras-Segge gerne, weil sich damit ganz schnell und leicht kleine Kränze oder Figuren machen lassen. Einfach ein paar Handvoll rupfen (Vorsicht, die Blätter haben scharfe Kanten und die Halme sind drahtig – am besten Handschuhe tragen), kämmen und zu Bündeln legen, dann miteinander verdrehen oder zu Zöpfen flechten und formen.