Diese Woche sollen besondere Begriffe im Fokus stehen, die es lohnt, dass sie in unseren Wortschatz mit aufgenommen werden. Heute „Marzeszenz“.
Die meisten Bäume unserer Heimat werfen im Herbst ihre Blätter ab, ausgenommen die Mehrzahl der Nadelgehölze wie die Lärche sowie einige immergrüne Laubhölzer wie Stechpalme oder Buchs. Der Blattabwurf ist ein aktiver Vorgang, mit abnehmender Tageslänge und Temperatur bilden die Gehölze Trenngewebe zwischen Zweigen und Blattstielen, nachdem sie die wertvollen Stoffe wie Chlorophyll aus den Blättern abgezogen haben. Es entsteht bei jedem Blatt eine Sollbruchstelle, an der es abfällt. Aber auch nicht immer, denn es gibt Baumarten wie Eichen, Hainbuche oder Rotbuche, die ihre Laub weitgehend, teilweise oder auch nur an einzelnen Ästen behalten, oft bis in den Frühling hinein, wenn aus den Knospen schon wieder neue Blättchen treiben.
Das nennt man mit botanischem Fachbegriff Marzeszenz, nach lateinisch marcescere für verwelken oder welk werden. Das umfasst nicht allein Laubblätter, sondern durchaus auch Blütenblätter. Und es betrifft nicht nur die schon erwähnten Bäume, sondern kann auch bei anderen auftreten, wenn es sehr frühzeitig im Jahr Frost gibt und die Vorgänge zur Abszission, so der Fachbegriff für den Laubabwurf, stört. Habe ich diesen Herbst und Frühwinter oft bei Linden bemerkt.
Und warum behalten manche Bäume ihre alten Blätter? Es gibt dazu Vermutungen, z.B. soll das alte Laub Knospen schützen, Fraßfeinde abhalten oder für bessere Wasser- und Nährstoffversorgung dienen. Indem die alten, in der Regel sehr gerbstoffhaltigen und schwer zersetzbaren Blätter an den Ästen über den Winter mürbe werden, verrotten sie im Frühjahr dann besonders schnell und liefern rasch Dünger für die austreibenden Bäume nach. Zudem halten die Blätter dann als Mulchschicht die Feuchtigkeit länger im Boden.