Hoffnung ist grün

Kalte Winterluft schlug ihr entgegen, als plötzlich freie Bahn gemacht wurde. Mit viel Getöse entfernten mächtige Maschinen eine grüne Wand, hatten ihr Werk in wenigen Minuten vollbracht. Der Öffentlichkeit preisgegeben, im vollen Rampenlicht, fast entblößt stand sie jetzt da. Obwohl groß und kräftig von Statur, war sie bislang immer im Schatten und versteckt vor Blicken geblieben.

Das ungewohnt grelle Licht blendete ihre schlafenden Augen. Frühwinterkurz wich die Helligkeit, schon senkte sich der Schleier der Nacht herab. Am nächsten Morgen ließ eine matte Sonne ihre Strahlen über ihr grauseidenes Gewand tänzeln. Das kam ihr angenehm vor, aber so richtig wärmen konnte es sie nicht. Mit eisigen Fingern zupfte der Wind an ihrer rotgoldenen, kupferbraunen Kleiderpracht, zauste sie und riss einiges davon mit fort. Es war, als liefe ein Schauer über ihre glatte Haut.

Tief verwurzelt blieb sie stehen und regte sich nicht mehr. War sie erstarrt vor der Ansicht, die sich ihr jetzt bot? Wie Tränen tropften Nebelperlen von ihren ausgestreckten Fingern, mit denen sie den Horizont nachzufahren schien. Das Licht schwand, die Tage wurden noch kürzer und kälter – der Winter zog ins Land. Die Sonne hatte ihre Kraft verloren. Da versank sie in tiefer Schwermut.

Nach trüben, dunklen, unendlich finster scheinenden Tagen aber kommen auch wieder helle, lichte, von Sonne durchflutete. Fort war alle Bedrücktheit, bald hüllte sie sich in einen dicken schneeweißen Mantel. Und zum ersten Mal konnte sie ihre Pracht wie auf einer großen Bühne zeigen – war sie doch bislang immer hinter der grünen Mauer verborgen geblieben. Stolz reckte sie sich dem eisblauen Himmel entgegen, funkelte ihr kristallenes Geschmeide in der Wintersonne. Welch ein Glitzerleben, einsames, stilles.

Selbst der längste Winter muss endlich weichen, die Kraft der Sonne nahm zu. Eine milde Brise leckte den Schnee weg, streifte ihr sanft den Winterpelz herab. Flirrende Strahlen kitzelten sie, tirilierende Töne liebkosten sie. Ein frischbunter, heiterer Blütenteppich breitete sich unter ihr aus. Noch niemals war ihr das widerfahren, hatte ihr doch sonst immer die grüne Mauer all diese Herrlichkeit verwehrt. Sie zauderte noch, aber man spürte ihr Verlangen.

Da säuselte der Wind und spielte ihr eine liebliche Melodie vor, da streichelte sie die Sonne und hauchte ihr Wärme ein. Da konnte sie nicht mehr an sich halten, da brach es aus allen Fasern ihr heraus. Erst nur hier und da ein Spitzchen Grün, schnell aber hatte sie sich befeuert von Frühlingskräften einen hellgrünen Schleier übergeworfen. Tautröpfchen funkelten daran und ließen das Grün noch frischer erscheinen. Dichter, immer dichter wurde der Stoff, bauschte sich zu einem prachtvollen Kleid.

Da stand sie nun – die alte Buche in jugendlicher Schönheit und von allen bewundert. In voller Sonne, nachdem Waldarbeiter die dichte Fichtenreihe vor ihr letzten Spätherbst gefällt hatten.

Weihnachten – das Fest, bei dem Grünes, Immergrünes eine so große Rolle spielt. Das Grün vom Christbaum, das Grün frisch ausgetriebener Barbarazweige, das Grün vom Mistelbusch, immer steht es für Hoffnung. Und ist ein Versprechen!

Weihnachten – das Fest, bei dem Düfte unser Herz berühren. Es duftet nach Lebkuchen, es duftet nach Tannenzweigen, es duftet nach Schnee, alles ruft schöne Erinnerungen hervor. Und lässt uns Geborgenheit spüren.

Weihnachten – das Fest, zu dem wir allen Frieden wünschen, Gesundheit und Glück. Hübsch verpackt in hoffnungsfrohes Grün, umgarnt mit anheimelnd stimmenden Düften. Ein paar Kräuteraromen und Blütenparfums noch dazu.

Frohe Festtage und ein gutes neues Jahr, voller frischer, grüner und bunter Kräuterideen wünscht Euch Eure Karin Greiner

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00