Gegrillt, geschleckt, geheilt

Des Rätsels Lösung von gestern: Was legen Amerikaner gerne auf den Grill, was dreht man auch hierzulande am Spieß über dem Feuer? Marshmallows! Das ist der Name eines Malvengewächses: Echter Eibisch (Althaea officinalis), er bedeutet übersetzt Sumpf-Malve. Ursprünglich in den Steppen Russlands, Kasachstans bis zum Altai heimisch, wurde das Kraut schon in der Jungsteinzeit bis an die Meeresküsten Europas gebracht, wo es in den Marschen heimisch wurde. Und als Heilpflanze Karriere machte, denn ihre enthaltenen Schleime können Magenbeschwerden lindern und Husten stillen. Neben Blättern und Blüten verwendet man dazu vor allem die dicken, rübenartigen Wurzeln.

Nachdem Apotheken früher auch mit Gewürzen und Zucker handelten und viele Arzneien in Form von kleinen Gebäckstücken verabreicht wurden (Tabletten, Dragees waren ja noch nicht erfunden), lag es nahe, auch den Eibisch so aufzuarbeiten. Der Schleim aus dem Eibisch wurde mit Gummi arabicum, Eischnee und Rosen-, Orangenblüten- oder Bittermandelwasser zu einer fluffigen Masse gerührt, diese dann im Ofen getrocknet. Fertig war das „Weiße Brustleder“, oder auch elegant französisch „Pate de Guimauve“. Solche Eibischzuckerl gibt es bis heute, wenn auch nur noch sporadisch bei traditionsbewussten Apothekern.

Mit viel Zucker und allerlei anderen Zutaten wie Gelatine entwickelte sich daraus ein Schaumgebäck (manche meinen, es handele sich um pappsüßes Styropor, andere nennen es Mäusespeck) – das keinen Eibisch mehr enthielt, wohl aber dessen Namen weiter führt. Die Marshmallows ereilte ein ähnliches Schicksal wie die Lakritze… aber das ist eine andere Geschichte.

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