Achtung: Ambrosie – Ragweed – Traubenkraut

Hier ist beileibe nicht von der Götterspeise die Rede, die unsterblich macht – wie kam Carl von Linné im Jahr 1753 nur darauf, dieses Kraut ausgerechnet Ambrosia artemisiifolia zu nennen. Der Artzusatz artemisiifolia erklärt sich ganz einfach, er verweist auf die dem Beifuß (Artemisia) ähnlichen Blätter. Aber Ambrosia?

Traubenkraut heißt die Pflanze nach den traubenartigen Blütenständen. Taubenkraut, was auch schon mal erwähnt wird, geht auf die griechische Mythologie zurück, denn Zeus hat die Pflanze von wilden Tauben erhalten. Tantalos stahl Ambrosia aus dem Olymp, zur Strafe wurde er mit den sprichwörtlichen Tantalosqualen gepeinigt.

Die Hälfte aller Pollenallergien gehen aufs Konto Ambrosia

In seiner Heimat Amerika ist der einjährige Korbblütler mit der Volksmedizin der indigenen Völker verbunden, wird gegen die verschiedensten Beschwerden von Insektenstich bis Blutvergiftung eingesetzt. Neben dem geläufigen Namen common ragweed trägt es Bezeichnungen wie American wormwood (Amerikanischer Wermut), bitterweed (Bitterkraut), carrot weed (Karottenkraut) oder hay fever weed (Heuschnupfenkraut). Aha, also auch in der Neuen Welt kennt man das Ragweed als allergenes Gewächs, das Heuschnupfen auslöst. Und genau das ist das große Problem: die Ambrosia oder Ambrosie gilt bei uns als die wohl am meisten aggressive Pflanze bezüglich Allergien (siehe etwa Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Mein Allergie-Portal).

Fachleute vermuten, dass sich die Belastung der Luft mit Ambrosia-Pollen in den nächsten Jahrzehnten vervielfachen wird.

Gekommen um zu bleiben

Eingeschleppt nach Europa wurde die Ambrosie, auch Beifußblättriges Traubenkraut genannt, hauptsächlich mit Getreide, Kleesaaten und Ölfrüchten. Heute wird sie vor allem über Vogelfutter verbreitet. Schon 1763 kultivierte man sie als Zierpflanze im Botanischen Garten Lyon. Lange Zeit verhielt sie sich unauffällig, bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Doch dann nahmen die Bestände zu, exponentiell bis explosionsartig. Der Neophyt ist invasiv geworden – und damit steigen auch die Probleme, die er mit sich bringt. Heuschnupfen bis in den Winter hinein, asthmatische Beschwerden, Hautreaktionen, Kreuzallergien.

Männliche Blüten – winzig in der Dimension, aber riesig in der Wirkung

Blütenstaub wolkenweise, Früchte en masse

Ambrosia-Pollen können vom Wind über hunderte Kilometer weit verweht werden. Die extrem kleinen, nur 0,2 mm messenden Körnchen gelangen bis tief in die Lunge. Sie können auch bei Menschen, die bislang noch nie an einer Allergie gelitten haben, Reaktionen auslösen.

Aus den unscheinbaren männlichen Röhrenblüten (je 5-15 stecken in kleinen Korbblütenständen, die wiederum in den oberen Bereichen langer Traubenblütenständen) werden unzählige Pollenkörnchen entlassen, pro Pflanze bis zu einer Milliarde – und für allergische Beschwerden reichen bereits 6-10 Pollenkörnchen pro m³ Luft. Sie werden über den Wind zu den knäueligen weiblichen Körbchen im unteren Abschnitt der Trauben geweht. So können sich kleine Früchte entwickeln, pro Pflanze bis 60.000 Stück. Sie reifen ab September/Oktober, fallen aus, werden weiter verbreitet – und überstehen den Winter nicht. Nein, Korrektur: Überstanden die Winter meistens nicht, aufgrund der Klimaerwärmung dann aber doch! Überdies gibt es laut Aussage von Fachleuten inzwischen Mutationen, deren Samen frostverträglich sind.

Vogelfutter ist leider oft mit Ambrosia-Samen belastet, selbst wenn auf der Packung „Frei von Ambrosia“ steht. Keinesfalls Vogelfutter in freier Natur ausstreuen, Reste stets über den Restmüll entsorgen.

Hat sich in vielen Gebieten schon etabliert

Gelegenheiten zum Wachsen bieten sich der Ambrosie überreichlich. Als Pionierpflanze kommen ihr Äcker, Straßenränder, Parkplätze, Deponien, Neubaugebiete, Schuttflächen, Brachen und ähnliche Standorte sehr gelegen, wo sie offenen, gestörten Boden findet. Rund um München etwa ist die Ambrosie an den Seitenstreifen der Autobahnen fast flächendeckend verbreitet. Da ist man gut beraten, zur Blütezeit im Auto nur mit geschlossenen Fensterscheiben und Pollenfilter zu fahren. Von Behördenseite wird zwar zur Eindämmung aufgerufen und veröffentlicht, dass man wachsam sei (siehe z.B. Staatliches Bauamt Freising), aber die Wirklichkeit sieht doch anders aus.

Was tun?

Sich informieren und weiter Aufklären! Erst einmal muss ich die Pflanze kennen und erkennen. Dafür gibt es reichlich Hilfestellung im Netz, aber auch bei den Landratsämtern, Gesundheitsministerien der Bundesländer und anderen Behörden, sowohl digital (z.B. ambrosia.info) wie analog (z.B. Broschüren). Und wachsam sein! Wir werden die Ambrosie nicht mehr ausrotten können, aber wir können sie im Zaum halten und so die gesundheitlichen Auswirkungen in Grenzen.
In vielen Ländern gibt es eine Pflicht zur Bekämpfung. In Bayern wird jeder Bürger von der Staatsregierung aufgefordert, Bestände bis 100 Pflanzen zu entfernen (mitsamt den Wurzeln ausreißen), wenn er sie findet. Aber nur mit Handschuhen anfassen, bei blühenden Pflanzen eine Feinstaubmaske tragen und alle Pflanzen in einem Plastiksack über den Restmüll entsorgen.
Bestände über 100 Pflanzen soll man den Behörden melden: dem zuständigen Landratsamt/Kreisverwaltung, bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege oder den entsprechenden Stellen in anderen Bundesländern.

Auch hier kann man Ambrosia-Bestände melden:
Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie
Hinter´m Alten Ort 9
61169 Friedberg
Telefon: 06031 160-9264
E-Mail: 

Nur wenn alle zusammenarbeiten, wird was draus! Bitte helft alle mit und meldet Vorkommen von Ambrosia! Hier geht es direkt zum Meldeformular der LfL – KLICK

Stickoxide und Feinstaub verstärken die allergene Wirkung der Ambrosia, das macht die Pollen entlang der dicht befahrenen Verkehrswege noch aggressiver.
Nicht mit dem Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris) verwechseln – der hat oberseits dunkelgrüne, unterseits silbrige Blätter.
Warme Sommer und milde Winter begünstigen die Ausbreitung der Ambrosia.
Die Pollensaison wird durch die Ambrosie oft bis in den Winter hinein verlängert. Die Zahl der Betroffenen steigt stark an.

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