Leeres Geschwätz, meint mancher. Wer botanische Namen in den Mund nimmt, sollte sie doch auch richtig wieder über die Lippen bringen, oder? Nach Oregano von gestern geht es heute um: Populus.
Gar nicht so einfach, dafür muss man eigentlich Latein gelernt haben (wobei botanische Namen keineswegs immer lateinischen Ursprungs sind). Populus mit kurz gesprochenem o und maskuliner Deklination bedeutet Volk, Populus mit langem o als weibliches Substantiv dagegen Pappel.
Populismus, Population, Pöbel – alles männlich. Tribunus populi – der Tribun des Volkes.
Populus alba, Populus nigra, Populus tremula – alle weiblich.
Die Weiß-, die Schwarz-Pappel und die Zitter-Pappel, sind wie (nahezu) alle Bäume feminin, weil man früher glaubte, dass in Bäumen ein weiblicher Geist, eine Dryade wohne. Dies beruhte auf der Beobachtung, dass vom Baum – dem tot wirkenden Holz (Stamm, Äste) – die Früchte gebildet werden, aus denen die Jungen schlüpfen. DER Baum beinhaltet also DIE Frau, DIE Mutter der Nachkommen.
Dass dem so ist, lässt sich wiederum am botanischen Namen erkennen: Die Gattung Populus hat die männliche Endung -us, der Artzusatz dagegen trägt die weibliche Endung -a. Damit muss es heißen: DIE Populus alba usw.
Und wem das wiederum als Schnickschnack, Kokolores oder Firlefanzerei erscheint, der bleibt bei Pappel. Und die wiederum hat ihren Namen nach pappeln = schwatzen, weil die Blätter sich beim leisesten Lufthauch bewegen und niemals still sind – wie das Volk.