Hier mal was für Insider – Botaniker und Nussfanatiker. Es ist ja – botanisch gesehen – nicht alles Nuss, was sich im Alltag so nennt. Immer wieder gibt es da Überraschungen.
Obwohl eine echt harte Nuss, wenn es ums Knacken geht, ist die Kokosnuss keine echte Nuss, sondern eine Steinfrucht. Diese definiert sich so: Schließfrucht, bei der eine dünne Schale (Exokarp) ein saftiges Fruchtfleisch (Mesokarp) umschließt, in dem wiederum ein Stein eingebettet ist. Hier ist das Endokarp, die innere Fruchtwand, hart und holzig geworden und umhüllt schützend den Samen. Klassisches Beispiel: Steinobst, z.B. Kirsche, Pfirsich, aber auch Mandel (keine Nuss!).
Paranüsse sind auch keine Nüsse. Kriterien für eine echte Nussfrucht: Schließfrucht, die gesamte Fruchtwand (Exo-, Meso-, Endokarp) wird hart und holzig, darin liegt der Same. Na, und Paranüsse passen doch auf diese Beschreibung – aber: wir bekommen ja bloß die Samen in die Hand. Die fettreichen, leckeren Samen wahrlich von einer unglaublich stabilen Außenhülle umschlossen. Doch von diesen liegen 10-40 Stück in einer rund 30 cm langen und bis zu 3 kg schweren Kapselfrucht zusammen! Nur so am Rande: Der Paranussbaum (Bertholettia excelsa) gehört zur Familie der Topffruchtbaumgewächse (Lecythidaceae).
Auch schön: Cashewnüsse, aber eigentlich wieder keine richtigen Nüsse. Der tropische Baum Anacardium occidentale bildet Scheinfrüchte aus, die sog. Cashew- oder Kaschu-Äpfel. Der Fruchtstiel wächst während der Reife zu einem fleischigen Gebilde heran, das einer Paprika ähnelt. Daran hängt die eigentliche Frucht, die „Elefantenlaus“. Die erfüllt die botanischen Maßgaben für eine Nuss (aber da gibt es ja noch den dicken Fruchtstiel): harte Schale, weicher Kern.
Muskatnuss, was ist damit? Schon wieder daneben. Die weiblichen Exemplare von Myristica fragrans tragen Balgfrüchte. Wenn deren ockergelbe Hülle aufspringt, wird der Same sichtbar, umhüllt von einem roten Samenmantel. Der Samenmantel ist das in der Bäckerei begehrte Macis oder Muskatblüte (die wiederum überhaupt keine Blüte ist). Der harte Same endet gewöhnlich in der Küche auf der Reibe.
Da wird doch der Kern in der Schale verrückt. Gibt es denn überhaupt echte Nüsse? Ja, etwa Haselnuss und Bucheckern, Maroni und die kleinen, harten Früchte von Hahnenfuß und Clematis. Und die Walnuss.
Wie bitte? Da mögen einige lautstark protestieren. Bis ins Jahr 2006 galt die Walnuss tatsächlich als Steinfrucht. Doch ein schlauer Student bewies in seiner Diplomarbeit, dass die grüne Außenhülle, unter der die holzige Schale den Samen einschließt, nicht vom Fruchtknoten gebildet wird. Vergleichbar mit den stacheligen Gebilden bei Buchenfrüchte oder Esskastanien entsteht die grüne Schale aus Blättern – und ist damit ein Fruchtbecher (Cupula). Buchen, Esskastanien und Walnüsse sind demnach auch eng miteinander verwandt.
Und zum guten Nuss-Schluss – eine kleine Aufzählung von Pflanzen, die echte Nüsse tragen:
- Eichen
- Steinklee
- Birke
- Hainbuche
- Ahorn
- Odermennig
- Buschwindröschen
- Wilde Möhre
- Buchweizen
- Mädesüß
- Kapuzinerkresse
- Brennnessel
- Linde
Aha, interessant! Vielen Dank, liebe Karin! Aber etwas verwirrend finde ich diese nussige Angelegenheit doch, denn einmal gelesen und ich weiß dann schon wieder nicht, warum eine Nuss eine Nuss ist und eine andere nicht… grummel …. 🙁
Herzlicher Gruß von Renate
Ja, liebe Renate, ich kann Deine Verwirrung verstehen. Aber wie ich anfangs schon sagte – es ist ein Beitrag für Insider. Und fürs Knabbern, Kochen und Backen von und mit allem, was sich so Nuss nennt, muss man keine Nussknackereien betreiben. Nuss oder nicht Nuss, ist da keine Frage.
Botaniker sind halt besondere Menschen… 😉
(Ge)Nussige Grüße
Karin
Ha!
Ich will die zitierte Diplomarbeit sehen!
Quelle!
Ok, offenbar:
J. König: Die Hülle beweist: Die Walnuss ist wirklich eine Nuss. In: Informationsdienst Wissenschaft. vom 21. Juli 2006.
https://idw-online.de/de/news169211
Die Idee, dass die grüne Walnussschale kein Fruchtbaltt ist! Gewagt, aber interessant.
“ Seine mikroskopischen Untersuchungen der Hülle um die Nuss erlaubten einen Einblick in die Evolution.“
Ok, DAS klingt vielversprechend! Ohne vergleichende Mikrosopie geht es erstmal nicht.
Ich denke, man muss die so tief gehen, den „Botenstoff“ zur Epigenetik zu finden, um zu entscheiden: „was bildest Du aus? – Fruchtblatt oder nicht?“ Oder eben die Definition von Fruchtblatt zu überdenken.
Cupula, he? Jaja…
Passt schon!
Aber:
„Buchen, Esskastanien und Walnüsse sind demnach auch eng miteinander verwandt.“
Nanana!
Diesen Schluss aus der Diplomarbeit allein aus der Morphologie ist stark diskussionswürdig.
Daher:
„nun einen morphologischen Nachweis erbracht, der andere, auf molekulargenetischen Untersuchungen beruhende Ergebnisse unterstützt. „Die Familie der Walnussgewächse gehört in die Ordnung der Buchengewächse“ “
Damit passen zwei Theorien zusammen, passt!
Wirklich erstaunliche Leistung für eine Diplomarbeit. Respekt Herrn Dipl.-Biol. Michael Markowski!
Und Respekt für den gut recherchierten Artikel über Nüsse.
Sowas noch vielleicht in der selben Tiefe über „Beeren“. 😉
Also warum Bananen, Gurken, Kürbisse und Heidelbeeren Beeren sind und Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren oder gar Wacholder“beeren“ (das wäre so ein Exkurs in Angiospermen und Gymnospermen wert) keine!
Quelle auch hier: https://www.scinexx.de/news/biowissen/warum-ist-die-walnuss-eine-nuss/
Michael Markowski: Morphologische und morphogenetische Untersuchungen an Blüten und Blütenständen ausgewählter Vertreter der Fagales s.l. Mitteilungen der Deutschen Dendrologische Gesellschaft. Bd. 92, 2007, S. 49–61.
J. König: Die Hülle beweist: Die Walnuss ist wirklich eine Nuss. In: Informationsdienst Wissenschaft. vom 21. Juli 2006.