Lust auf Lila 5

Eine schottische Legende erzählt, dass Gott einst, als er die kahlen Hügel von Schottland betrachtete, die Eiche darum bat, sich dort anzusiedeln und die unwirtlich anmutende Landschaft mit stattlichen Wäldern zu überziehen. Aber die Eiche konnte das nicht, denn sie braucht einen tiefen, reichen Untergrund. Gott wandte sich mit demselben Anliegen ans Geißblatt, es solle die spärlich bewachsene Flur mit Blüten schmücken. Doch das Geißblatt hatte nichts zum Klettern und zog sich zurück. Da wollte Gott die Heckenrose überzeugen, das Land mit Blüten und Hagebutten zu zieren. Nur hatte die Rose dem kräftigen Wind und dem ständigen Regen nichts entgegenzusetzen.
Die Heide jedoch zeigte sich entschlossen und wollte Gott den Wunsch erfüllen, das karge Schottland üppig mit Bewuchs zu krönen. Von so viel Mut ergriffen stattete Gott die Heide mit der Standhaftigkeit der Eiche, dem süßen Duft des Geißblatts und der zarten Farbe der Heckenrose aus.

Heimatliebend

Das Heidekraut steht symbolisch für Heim und Familie, für Heimat an sich. Als nach dem Zweiten Weltkrieg unzählige Menschen ihre Heimat verloren hatten, blühten nicht nur ihre Herzen beim Anblick der blühenden Heidekräuter auf, sondern auch der Boom an Filmen und Romanen aus, in und mit der Heide. „Grün ist die Heide“ aus dem Jahr 1951 gilt als Inbegriff des Heimatfilms.

Bereits im 19. Jahrhundert war schottischen Emigranten das Heidekraut als Symbol ihrer Heimat so wichtig, dass sie sich in der Neuen Welt solche Plätze zum Niederlassen aussuchten, an denen sich die Pflanzen ansiedeln ließen. Das Heidekraut fühlte sich in der neuen Heimat bald so heimisch, dass es sich überall verbreitete. In Nordamerika gilt Calluna vulgaris als unerwünschter Neophyt, als „invasive weed“.

Sehnsuchtsblume

Weißblühende Heidekräuter sind selten, aber sehr begehrt, weil verheißungsvoll. Ein Zweig Heidekraut mit weißen Blüten soll einem Glück bringen, weil er vor Unheil durch Leidenschaft und Untreue bewahrt. Solange man weiße Heide bei sich trägt, ist einem die Liebe hold. Dem liegt eine alte Sage zugrunde. Mitten zwischen weißen Heidekräutern nahmen ein Ritter und seine Geliebte Abschied, denn er musste in den Krieg ziehen. Sie schworen sich ewige Treue, das Mädchen beteuerte sogar, dass der Felsblock daneben sie erschlagen und ihr Grabstein werden sollte, wenn es den Ritter vergäße.
Doch es kam, wie es kommen musste. Das edle Fräulein fand einen neuen Liebhaber, liebkoste mit ihm in den weißen Heidekräutern. Der Felsblock wälzte sich über die beiden und zerschmetterte sie. Ihr Blut färbte die Heidekräuter rot. Als der Ritter aus dem Krieg zurückkehrte, sah er sogleich, was geschehen war. Traurig pflückte er ein paar der roten Heidekräuter und zog wieder in den Krieg.

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