Heckenrose giftig?

Durch eine im Kommentar gestellte Frage zu meinem Artikel über Hagebutten bin ich auf eine Webseite vom Gartenjournal.net gestoßen, auf der man Seltsames über Heckenrosen, Hundsrose und Hagebutten lesen kann: Man dürfe Heckenrose nicht mit Hundsrose verwechseln, weil „nur die als Hagebutten bezeichneten Früchte der Hunds-Rose“, also von Rosa canina essbar seien. Die „eher orangeroten Apfelfrüchte der eng verwandten und sehr ähnlichen Heckenrose (Rosa corymbifera)“ seien zwar nicht giftig, aber auch nicht wertvoll und daher ungeeignet für Marmelade. Was???

Heckenrose – Hundsrose – Wildrose

Auf dem zugehörigen Foto ist dann auch noch eine ganz andere Rosenart zu sehen, nämlich die Kartoffelrose (Rosa rugosa), deutlich erkennbar an ihren markanten, sehr großen, apfelförmigen Hagebutten. Und wenn man weiter recherchiert, kommt man auf noch merkwürdigere Geschichten. Im Steckbrief Heckenrose desselben Webauftritts heißt es zu Rosa corymbifera: “ Volkstümliche Namen: Hunds-Rose, Hagebutte, Wildrose, Buschrose, Schlafdorn“. Was denn nun?

Im Artikel „Heckenrosen und Hagebutten“ auf der Seite von guterboden.de erfährt der Leser, dass Hagebutten der Rosa corymbifera „extrem sauer und bitter schmecken“, und für den Verzehr nicht geeignet seien. What??? Weiter ist unter dem Abschnitt über Rosa canina zu erfahren: „Wenn Sie Hagebutten essen wollen, sollten Sie nach Hunds-Rosen im Wald Ausschau halten.“ Aha, im Wald – ja da sind wohl eher die Räuber, aber solche Wildrosen wachsen eher am Waldrand sowie typischerweise in Hecken (HECKENrosen!) und nie mitten im Wald.

Blausäurehaltig?

Und es geht noch weiter, in einem Artikel über Hagebutten der Seite gartengadgets.de steht sogar „Im Gegensatz zu anderen Rosenarten, sind die Früchte der Heckenrose nicht giftig.“ Ach was. Giftig? Weder in den Kernchen (korrekt: Nüsschen) noch in den fleischigen Schalen der Hagebutten gibt es cyanogene Verbindungen (Blausäureverbindungen wie bei den Prunus-Arten), die aber auch erst in größeren Mengen gefährlich werden, oder andere Giftstoffe. Im Gegenteil! Durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C und vielen anderen Vitalstoffen sind Hagebutten sogar ganz besonders gesund.

Es bleibt schwierig und ist doch einfach

Wildrosen zu bestimmen, ist eine heikle Angelegenheit. Je mehr man Spezialliteratur zur Bestimmung bemüht, desto unübersichtlicher wird es, und die Merkmale stimmen irgendwie gar nicht mehr überein. Rosa corymbifera soll man angeblich an der fehlenden Bestachelung der Triebe und ihren gegenüber Rosa canina größeren Blüten erkennen? Heckenrose, Hundsrose, Hagrose, Gebüschrose und all die vielen weiteren Arten, die es in Hecken gibt, tragen wie auch immer sie heißen allesamt Hagebutten. Und sind ganz traditionell Heckenrosen. Die eigentliche Art muss man gar nicht exakt bestimmen.

Aber bitte: Wer etwas zu Heckenrosen und Hagebutten veröffentlicht, sollte doch etwas genauer recherchieren und nicht Unwahrheiten in die Welt setzen, die eventuell sogar Ängste schüren. Sonst ergeht es den Hagebutten hinsichtlich Giftgehalt bald noch so wie anderen Waldbeeren mit der Kontamination mit Fuchsbandwurm.

Resümee

Hagebutten, die Früchte aller Rosen, kann man prinzipiell genießen, ohne Gefahr. Und ob sie von der „wahren“ Heckenrose Rosa corymbifera oder von der vielfach auch Heckenrose genannten Hundsrose Rosa canina oder sonst einer Art stammen, ist Nebensache. Hauptsache, man nimmt die roten Dinger überhaupt wahr, freut sich an ihnen und lernt etwas über ihre Ernte, Zubereitung und Verwendung. Und ein Aufruf an alle Leser: nicht alles glauben, was im Internet so steht…

10 Gedanken zu „Heckenrose giftig?“

  1. Hallo!
    Jetzt muss ich hier einfach mal ein dickes Dankeschön hinschreiben.
    Mein Sohn und ich waren gerade Hagebutten ernten, so richtig schön war das! Und dann wollten wir gemeinsam Rezepte suchen. Ja, und dann waren wir auf mehreren Seiten total verstutzt! So ein Namenwirrwar, und dann noch Hagebutte als gefährlich hinstellen – so viel Quatsch! Da wäre ich ja schon tot oder super krank bei all den Tees und Marmeladen die ich schon genossen habe (jaja, das schmeckt fein).
    Und da kommt diese Seite als klar und deutliches Ausrufezeichen: Internet ist cool, aber es gibt viel Quatsch! (oder: nein, lasst lieber die Finger weg, und guckt in ein Buch von Grosseltern – viel einfacher 😉 !)

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  2. Danke danke danke
    Ich hab eben auch bisschen was gelesen im Internet und dachte mir was geht denn hier… und bin dann auf deine Seite gestoßen und bin froh über so simple und tolle Worte 🙂 Daumen hoch !!

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  3. Einfach nur ein dickes Dankeschön
    Haben Hagebutten im Garten, und war eben bisschen. Unsicher ob es wirklich welche sind oder nicht. Dank der Seite kann ich in den nächsten Tagen ohne flaues Gefühl Marmelade kochen (wenn der Hund noch welche übrig lässt)

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  4. Genau diese Zusammenfassung habe ich jetzt gebraucht! Danke, danke, danke! 🤗

    Wir kamen gerade vom spontanen Hagebutten sammeln nach Hause. Ich wollte schon lange versuchen, diese zu Marmelade zu verarbeiten und heute haben wir endlich ein paar Hände voll nach Hause gebracht.

    Dann lese ich genau die oben beschriebenen Aussagen und bin komplett verunsichert.
    ..
    Jetzt mach ich mich ans Marmelade Kochen! 💕👩🏼‍🍳

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  5. Auch ich war heute Hagebutten sammeln und durch die Angaben im Internet total verunsichert. Ich war auf der Suche nach Rezepten zum Dörren, um den Geschmack etwas zu intensivieren. Danke für diese äußerst hilfreiche Klarstellung! Ich mache mich jetzt ans Doerren…. Habe leider keinen Platz für ein Dörrgerät, das etwas taugt.

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  6. Ich bin über die Infos auch wirklich froh und dankbar, nachdem ich den oben erwähnten Artikel las und nicht wusste, ob ich jetzt die vielen schönen apfelförmigen Hagebutten wegwerfen muss, die ich auf dem Campingplatz gepflückt hatte, dort wachsen sie nämlich zu Hauf.
    Man will sich ja nicht vergiften.
    Auch wenn sie weniger Vitamin C haben sollten werde ich es jetzt probieren, damit Marmelade zu kochen und berichten, wie sie schmeckt.

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  7. Veronika
    3. Okt. 2022

    auch von mir ein dickes Dankeschön.
    Ich war sicher eine Stunde lang von einer Seite zur anderen gehüpft im Internet, um sicher zu gehen dass ich ich meinen feinen Hagenbuttengelee auch essen darf, wurde aber Total verunsichert.
    Also nochmals vielen DANk!!

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  8. Mir fällt ein Stein vom Herzen! Habe vom Spaziergang reichlich Hagebutten mit nach Hause gebracht und leckere Marmelade gekocht. Hinterher wollte ich noch etwas mehr über die Hagebutte wissen und wurde auch verunsichert bezüglich genießbarer und ungenießbarer Sorten. Dachte schon, ich muss jetzt alles entsorgen und die Mühe war umsonst. Danke für den informativen und aufklärenden Beitrag.

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  9. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich war gerade ganz überrascht, einen Artikel zu lesen, das man aufpassen soll, welche Hagebutten man erntet und dachte, ups ich lebe ja trotzdem noch. Je mehr ich dann recherchierte, umso mehr Widersprüche fand ich im Netz. Genau wie es hier geschrieben wurde. Traurig ist, dass 2023 dann tatsächlich wieder genau die gleichen Widersprüche in den Artikel schleichen, wie in einem Artikel aus 2020.
    Vielen Dank für diesen tollen aufklärenden Artikel.

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