Rund 30 Millionen Weihnachtsbäume ziehen in deutsche Haushalte ein. Drei Viertel davon sind Nordmanntannen (Abies nordmanniana), die seit wenigen Jahrzehnten die heimische Fichte, Föhre und Weißtanne abgelöst haben. Die meisten Nordmanntannen sind zwischen 1,5 m und 1,8 m hoch, 8-12 Jahre alt und tragen 150.000 bis 200.000 Nadeln – und dies sehr lange. Denn der Hauptgrund für die Wahl einer Nordmanntanne liegt darin, dass die Bäume schön kegelförmig wachsen und die weiche, nicht stechende Benadelung an ihren kräftigen Zweigen über Wochen behalten, selbst im geheizten Zimmer.
Der Name Nordmanntanne stammt von ihrem Entdecker. Der Finne Prof. Alexander Davidovich von Nordmann (1803–1866) entdeckte sie 1835 im Kaukasus. Ohne jeden Gedanken an Christbäume, denn solche gab es zu seiner Zeit noch kaum – stieß er bei einer seiner vielen Exkursionen zwischen 1000 und 2000 Meter Höhe auf eine eindrucksvolle Tannenart mit geradem Stamm, dichten, kräftigen Zweigen und langen, tiefgrünen Nadeln. 1842 erhält die Baumart den botanischen Namen Abies nordmanniana.
Keinesfalls möchte ich jemandem den Christbaum irgendwie madig machen. Emotionsbeladen wie er nun einmal ist. Aber vielleicht sollte man doch daran denken, dass Nordmanntannen nach wie vor hauptsächlich aus dem Ausland kommen. Nicht als fertig verkaufsfähige Bäume, sondern als Samen. Denn die schönsten Christbäume wachsen aus Saatgut von älteren Bäumen – und dieses Saatgut wird nach wie vor im Kaukasus, vor allem in Georgien geerntet. Viele europäische, insbesondere dänische Christbaumerzeuger versuchen sich dort die Rechte für die Zapfenernte bei Auktionen zu sichern, bei denen Korruption und mafiöse Methoden herrschen sollen. Einheimische Arbeiter holen die Zapfen von den Bäumen, unter großen Gefahren und bei schlechter Bezahlung. Zudem gehen die Ernteerträge stark zurück. Deshalb versucht man jetzt auch bei uns, Nordmanntannen für die Gewinnung von Saatgut zu ziehen.
Was dann folgt, ist eine jahrelange Zucht in Monokulturen, begleitet von Insektiziden, Fungiziden, Herbiziden, synthetischen Düngemitteln. Möchte man eigentlich genau wissen, was man sich mit einem solchen Baum ins Zimmer holt, welche Ausdünstungen in die Zimmerluft wandern? Leider ist es wenig Duft… Dann doch auf einen Weihnachtsbaum aus ökologischem, biologischem Anbau in heimischen Gefilden achten, oder? Was spricht eigentlich gegen eine heimische Fichte? Am besten vom Förster, von Durchforstungsmaßnahmen.