Majestätische Baumgestalten im Frühlingsreigen, mit Blüten wie aus kostbarem chinesischem Porzellan. Symbol für Würde und Weiblichkeit, Perfektion und Kraft, aber auch kapriziös – vor allem wenn sanfte, milde Frühlingstage durch eisige Frostphasen unterbrochen werden. Immer wieder mitreißend, wenn man verfolgt, wie aus der pelzigen Knospe die tulpenartige Blüte hervorbricht und sich öffnet.
Benannt sind Magnolien nach dem französischen Botaniker Pierre Magnol (1638-1715), der als einer der ersten Forscher versuchte, Pflanzen in verwandtschaftliche Gruppen, in Familien zu ordnen. Es gibt über 200 verschiedene Magnolien-Arten mit Schwerpunkt in Ostasien und Nordamerika (die Immergrüne Magnolie ist im Bundesstaat Louisiana „state tree“), darunter baum- wie strauchförmige, laubabwerfende und immergrüne. Magnolien gibt es schon seit 100 Millionen Jahren auf der Erde, also seit der Kreidezeit, damit gehören sie zu den ältesten Blütenpflanzen. Bis zur heutigen Zeit besuchen keinen Bienen die Blüten, sondern Käfer – denn nur solche waren schon damals existent.
In unseren Gärten stehen vor allem Tulpen-Magnolien (Magnolia × soulangeana). Das sind Hybriden, entstanden durch eine Kreuzung aus den ostasieatischen Arten Yulan-Magnolie (Magnolia denudata) und Purpur-Magnolie (Magnolia liliiflora). Die Blüten sind je nach Sorte mal heller, mal dunkler rosa bis purpurn gefärbt. Wer mag, kann sie naschen – frisch vom Baum, gedünstet, gebraten oder frittiert. Am besten ganz frisch aufgeblühte fleischige Blütenblätter verwenden, später werden diese sonst zu parfümartig bis seifig.
Doch eins stimmt sicher nicht – wie in manchen Zeitschriften, Artikeln oder Beiträgen behauptet: Unsere Tulpen-Magnolien werden nicht als Heilpflanzen verwendet! Obwohl es unter Magnolien Arten gibt, die man medizinisch einsetzt, etwa die Arznei- oder Houpu-Magnolie (Magnolia officinalis) in Asien bzw. die Immergrüne oder Sommer-Magnolie (Magnolia grandiflora) in Nordamerika. Die Erfahrungen aus den traditionellen Heilkunden mit diesen speziellen Arten lassen sich nicht so einfach auf sämtliche Magnolienarten übertragen, schon gar nicht auf züchterisch entstandene Hybridformen (denen in aller Regel viele wertvolle Eigenschaften der Ursprungsarten verloren gegangen sind). Für die Hautpflege wird z.B. Magnolia officinalis Bark Extract, also ein Auszug aus der Rinde der offizinell genutzten Magnolie mit Honokiol und Magnolol verwendet. Als ätherisches Öl dient das aus Michelia alba (Magnolia × alba, Weiße Champaca) gewonnene für Parfüms oder zur Aromatherapie.