Lila Schätzchen

Viola odorata 2

Im Garten steigt einem gerade ein zauberhafter Duft in die Nase: Die Veilchen blühen. Man riecht sie viel früher als man sie sieht. Obwohl die Blumen doch Märzveilchen oder Fastenveilchen heißen, öffnen sie sich oft erst im April. Noch kann man sie finden.

Den Duft der Veilchen zu konservieren – das haben schon viele versucht. Leider gelingt dies nicht so besonders, zumindest nicht ohne professionelle Destille. Veilchenblüten verlieren ihren Duft sehr schnell. Veilchenzucker etwa schmeckt nur in den ersten Stunden gut, am nächsten tag aber wird er bereits fade. In Wikipedia ist zu finden:
„Die französische Schriftstellerin Colette gab noch 1940 ihren Leserinnen in einem Beitrag für die Frauenzeitschrift Marie-Claire praktische Tipps, wie Veilchen korrekt zu behandeln seien:
„Sparsame Hausfrauen, die ihr Blüten und Blätter von Heilpflanzen in eurer Freizeit sammelt, wisst ihr, warum euer Veilchentee so fade schmeckt? Weil ihr die Veilchen in der Sonne gepflückt habt. Pflückt sie ausschließlich im Schatten, in den ersten Tagen ihrer Blüte, ohne Stiel und lasst sie im Schatten auf weißem Papier trocknen, nicht aber auf einem Tuch. Bei uns sagt man, dass der Stoff ‚den Duft aufsaugt‘. Meidet den Marmortisch, da Kälte die warmen Blütenblätter ‚erschreckt‘, sie verdorren lässt und ihnen einen Teil ihrer Seele raubt.““
Stimmt! Trotzdem lässt sich Veilchenduft nicht für Duftwässer einfangen. In Veilchenparfüms ist übrigens auch kein Aroma der Violen enthalten, sondern der Extrakt von Veilchenwurzeln, und die stammen von einer Schwertlilie – deren stark duftenden Rhizom. Im Stück und an ein Band geknotet gibt man sie zahnenden Säuglingen (fördert den Speichelfluss), gemahlen mischt man sie zu Potpourris (als Fixativ).

Viola odorataWer hat den folgenden Vers nicht im Poesie-Album gehabt?
Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam, bescheiden und rein,
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.
Doch obwohl Veilchen als Inbegriff für Demut, Tugendhaftigkeit und Unschuld stehen – so anmaßend, unzüchtig und sündhaft sind sie auch. Ihr Duft übertönt alles, da kommen andere Frühlingsblüher überhaupt nicht mit. Sie vermehren sich schamlos, über Ausläufer. Insekten wie Wollschweber oder Bienen, die ihre langen Rüssel in die wohlriechenden Blüten schieben, kleben die Veilchen zwar ihren Pollen ans Haupt, lassen sie aber kaum bis zum tief im Sporn verborgenen Nektar gelangen. An einer Bestäubung, einer Liebesbeziehung unter verschiedenen Blüten, ist den Duftveilchen gar nicht gelegen. Die Frühlingsblüten bilden keinerlei Früchte aus. Erst im Sommer wird ans Kinderkriegen gedacht. Von uns wie von der Insektenwelt übersehen entwickeln sich Blüten, die gar nicht mehr aufblühen, sondern der Inzucht frönen (Selbstbestäubung).
Bei mir darf das Duftveilchen unter Rosen wachsen. Die Königinnen der Blumen weisen die Pflänzchen in Schranken, Konkurrenz ist da kaum angesagt.

Durch die Geschichte ranken sich viele Geschichten rund um berühmte Persönlichkeiten und deren Beziehung zu den Veilchen. Napoleon schenkte seiner Josephine jedes Jahr zum Hochzeitstag einen Veilchenstrauß. Als dieser ausblieb, wusste Josephine, dass die Scheidung bevorstand. Nach dem Tode Napoleon fand man jedoch in einem Amulett getrocknete Veilchenblüten vom Grab seiner geschiedenen Frau.
Veilchensorbet war eine Lieblingsspeise Kaiser Neros (37-68 n. Chr.). Er ließ sich durch Stafettenläufer Gletschereis aus den Alpen nach Rom bringen und mischte dies mit Veilchenblüten. Doch wehe, wer nur mit geschmolzenem Eis zurück kam – er war ein toter Mann.

 

2 Gedanken zu „Lila Schätzchen“

  1. Oh, das werde ich doch gleich mal ausprobieren. Ich hab mir letztes Jahr eine Eismaschine geleistet. Und Veilchen gibt es in unserem Garten auch.

    Herzliche Grüße – Renate

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