Glück in Rosa

Es gibt sie nicht mehr oft, die Bestände schwinden – deshalb ist es ein besonderer Glücksmoment im Frühling, wenn man auf eine Wiese mit vielen rosa Blütenkugeln trifft. Da blüht die Mehlprimel (Primula farinosa). Vom Flachland bis über 2500 m Höhe in Niedermooren, Streuwiesen und Kleinseggenrieden kann man sie bewundern – vorwiegend im bayerischen Voralpenraum, in den Alpen. Aber nur mit den Augen, denn wie alle Primeln ist auch die Mehlprimel geschützt.

Sie gehört neben dem Katzenpfötchen (Antennaria dioica) und den Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) zu den so genannten Auffahrtsblümchen, weil sie rund 40 Tage nach Ostern, also zu Christi Himmelfahrt blüht. Den Namen Schusternagerl teilt sie mit dem Frühlings-Enzian (Gentiana verna), der oft in ihrer Nachbarschaft wächst. Das „Mehl“ auf den Blättern stammt von Kristallen, das speziellen Drüsen ausgeschieden wird und sich mit dem Wachsüberzug mischt. Perfekter Schutz gegen intensive Sonnenbestrahlung und gegen Austrocknung.

Glück in Gelb

Noch mehr Glück – jedoch in Gelb – hat, wer wie Simone Braun in ihrer Entdeckerfreude ein Aurikel (Primula auricula) findet. Dessen Name leitet sich wohl vom lateinischen auricula ursi = Bärenöhrchen ab und bezieht sich auf die Blattform. Allerdings tragen diese kein Fell, sondern sind von einer dicken Wachsschicht überzogen und ähnlich wie bei denen der Mehlprimel leicht bemehlt, weshalb auch Aurikel manchmal Mehlprimeln genannt werden. Geläufiger sind aber Namen wie Steinschlüsseli, Schrofenblümel (Schrofen = zerklüfteter Fels), Gamsveigerl oder Bergkaiserlein, die auf das Vorkommen in felsigen Höhen hinweisen. Als Schwindelblüh oder Gelbe Kraftblume war diese Primel früher bei den Gamsjägern bekannt, weil man dank ihr weder Höhenangst bekam noch einem die Energie für die zehrenden Aufstiege in Reich der Gemsen und Steinböcke ausging.
In der Schweiz geht die Sage, dass der Teufel höchstselbst die Aurikel ausgerechnet in schier unerreichbare Felsspalten gepflanzt hätte, um junge Burschen zu verführen – die nur allzu gerne ein solch hübsches Blümchen für ihre Angebetete pflücken wollten und dabei ins Verderben stürzen sollten.

1 Gedanke zu „Glück in Rosa“

  1. Das ‚Glück in Gelb‘ wächst bei mir seit vielen Jahren in einem großen Kübel und hat schon
    viele Winter gut überstanden und mir viel Freude bereitet. Ein Veilchen hat sich von allein
    dazu gesellt. Ich muss aufpassen, dass es sich nicht allzu breit macht und Primula auricula
    bedrängt.
    Durch einen Pflanzentausch kam es übrigens zu mir. Hier im Ort gab es seinerzeit einen
    älteren Herrn, der sich auf die Vermehrung alpiner Pflanzen spezialisiert hatte.
    Liebe Grüße
    Edith W.

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