Es zittern die Pappeln

Zugegeben, es hat mich gepackt. Das Gepappel der Pappeln. Ich lausche und verstehe so allmählich. Grund genug, mich näher mit der Zitterpappel oder Espe zu beschäftigen.

Zittern wie Espenlaub

Da lese ich (in meinem Buch „Bäume in Küche und Heilkunde“): Sowohl der Trivialname Pappel wie die wissenschaftliche Bezeichnung Populus leiten sich vom lateinischen „populus“ ab, was Volk oder Gemeinschaft bedeutet. Der Ursprung liegt im griechischen „paipallomai“, womit zittern, zappeln und plappern gemeint ist. Die ständig erregt plappernde Volksmenge wird hier allegorisch mit den immer säuselnden Blättern verglichen. Der Artzusatz tremulus bei der Zitterpappel verstärkt dies noch, denn es heißt wiederum zitternd.

Mythos der Entstehung

Phaeton, Sohn des Sonnengottes Helios, besteigt unerlaubt den Sonnenwagen. Das Gefährt gerät außer Kontrolle. Zeus verhindert die drohende Katastrophe, indem er den Sonnenwagen mit einem Blitz zerstört. Phaeton stürzt zur Erde, fällt in einen Fluss und kommt darin um. Seine Schwestern, die Heliaden, trauern entlang des Ufers um ihn und werden in Pappeln verwandelt.
Und warum „pappelt“, zittert sie beständig? Der Legende nach, weil sie sich als einziger Baum nicht voller Ehrfurcht still verhielt, als Christus in den Himmel fuhr. Seitdem steht die Zitterpappel symbolisch für Furcht, Schmerz und Klage, speziell für die Totenklage. Passt perfekt zu Anfang November.

Legende in Versform

Der österreichische Dichter Ignaz Friedrich Castelli (1781-1862) erzählt die Geschichte der Pappel in einem Gedicht: Entstehung der Zitterpappel (Legende)
Maria erging sich auf der Flur,
Da grüßet alsbald die ganze Natur
Die Erd- und Himmelskönigin,
Die wandelt in reinem und frommen Sinn.
Es fächelt Zephyr ihr die Wangen,
Die Vöglein auf allen Zweigen sangen,
Die Insekten schwirren im bunten Gemische,
Und auf den Wellen tanzten die Fische;
Wolf, Bär und Tiger verlassen den Raub,
Und krümmen sich folgsam vor ihr in den Staub;
Die Blumen die Kelch‘ ihr entgegen neigen,
Die Bäum‘ ihre Kronen demüthig beugen:
Nur eine Pappel bleibt stolz da steh’n,
Als ob sie Marien gar nicht geseh’n.
Da wirft die Jungfrau noch einen Blick
Auf jene hochmüthige Pappel zurück;
Wer kann den gewaltigen Blick wohl mahlen,
Aus dem man den ganzen Himmel sieht strahlen?
Da fing die Pappel zu zittern an,
Und zittert seit dieser Minute fortan.

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