Die Menschen sahen Bäume als beseelte Wesen. Sie glaubten, dass in den Stämmen und Kronen Götter, Geister oder die Seelen Verstorbener wohnten. Rechtlich gesehen sind Bäume allerdings Sachen. Gelten höchstens im übertragenen Sinn als Persönlichkeiten. Aber es gibt einen Baum in Deutschland, der über den Stand der Bäume nachdenken lässt: die Bräutigamseiche. Einziger Baum der Welt mit einer eigenen Postanschrift. Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin. Bis die Eiche 2009 selbst „verheiratet“ wurde, mit der Himmelgeister Kastanie, die ebenfalls eine offizielle Adresse erhielt: Baumgeist, Himmelgeister Kastanie, Kölner Weg, 40589 Düsseldorf. Die Kastanie existiert nur mehr als Torso, als Baumgeist-Skulptur.
Die an die Eiche gerichtete Post wird regelmäßig zugestellt und in einem Astloch deponiert. Jeder/jede darf diese Briefe dann herausfischen, öffnen und lesen, das Postgeheimnis ist hier aufgehoben. Rund 100 Ehen sind dank der Bräutigamseiche schon geschlossen worden. Wer sich an die Kastanie wendet, bekommt Antwort vom Baumgeist Jüchtwind.
Wie die Eiche zu dieser Ehre kam? Aufgrund einer Hochzeit natürlich. 1891 gaben sich unter ihr zwei Verliebte das Ja-Wort, nachdem der Oberforstmeister seiner Tochter zuerst die Ehe mit dem Sohn des Schokoladenfabrikanten verboten hatte. Aber die beiden jungen Menschen tauschten ihre Liebe über Briefe aus, die sie in besagter Eiche deponierten. Schließlich hatte der Oberförster ein Einsehen.
