Allerheiligenblumen

Zu diesem besonderen Tag im Jahr – das Hochfest im Totenmonat November, dem Beginn des Winters, dem Tag nach Samhain und Halloween – wie auch morgen zu Allerseelen gedenkt man der Verstorbenen. Legt Blumen auf die Gräber. Aus alter Tradition sind davon einige wahre Allerheiligen- oder Allerseelenblumen, sie tragen diese alten Volksnamen nicht von ungefähr.

Herbst-Chrysantheme

Chrysantheme, das heißt eigentlich Gold-Blume (nach griech. chrysos = Gold und anthos = Blume). Eine ganze Gruppe, die ursprünglich aus Ostasien kommt, wird schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bei uns kultiviert: Chrysanthemum indicum. Es gibt sie aber nicht nur mit Blüten in leuchtendem Goldgelb, sondern inzwischen in einer breiten Farbpalette. In China und vor allem auch in Japan gelten diese Stauden als Symbole der vornehmen Schlichtheit und der Heiterkeit unter schwierigsten Bedingungen, sind Signale für den Herbstbeginn wie auch National- und Wappenblume des Tenno. Bei uns stehen sie in enger Verbindung für Tod und Trauer, aber auch für Erinnerung und treue Liebe. Das belegen viele alte Namen: Allerheiligenblume, Allerseelenaster, Armeseelenbüscherl.


Erst nachdem man in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckt hatte, dass der Licht-Dunkel-Rhythmus bei vielen Pflanzen verantwortlich für den Blühimpuls ist, konnte man auch Chrysanthemen durch Tricks ganzjährig zur Blüte bringen. Die Kurztagspflanze, die gewöhnlich nur dann Blütenknospen bildet, wenn die Nächte lang und die Tage kurz sind, blüht damit nicht mehr nur im Herbst – aber sie ist doch eine typische Spätherbstpflanze geblieben, eine Theresienblume (nach dem Theresientag am 15.10.) oder ein Kathreinerl (nach dem Kathreintag am 25.11.), eine Oktoberrose oder Novemberblume.

Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, –
mir bangte fast vor seiner schweren Pracht…
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
tief in der Nacht.

Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, –
ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du kamst, und leis wie eine Märchenweise
erklang die Nacht…

Rainer Maria Rilke

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