„Schau mal, Zahnbürschtl!“ rief vor Kurzem ein Teilnehmer beim Kräuterspaziergang. Die habe er ja seit Kindheitstagen nicht mehr gesehen. Kann gut sein, denn der Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta) wird immer seltener. Ihm wird die Lebensgrundlage entzogen. Die feuchten, nährstoffreichen Wiesen werden zunehmend drainiert und trocken gelegt, in Intensivgrünland umgewandelt. Ohne Nässe im Boden kann der Schlangen-Knöterich aber nicht überleben, er ist ja auch ein echter Zeiger für Bodennässe.

Dabei fällt er einem mit seinen rosafarbenen Blütenständen sofort ins Auge. Die walzenförmigen Blütenähren regen die Fantasie an – die Pflanze heißt deshalb nicht nur Zahnbürste, sondern auch Lampenputzer, Flaschenbürste oder Schlotfeger (nach der Bürste des Kaminkehrers). Auch Lämmerschwanz, Bählämmchen, Nudel oder Würschtel passen als Beschreibungen gut.

Als Sanfter Heinrich, Wiesenkohl, Wilder Spinat oder Grünkraut hat der Schlangen-Knöterich in der Küche Einzug gehalten, weil seine Blüten essbar sind, vor allem aber die mild schmeckenden Blätter und die stärkereichen Wurzeln ein sehr schmackhaftes Gemüse ergeben.

Große, lang gestreckte Blätter, deren Blattspreite als Flügel noch weit an den Blattstielen herabläuft, werden mit Zungen von Nattern, Ottern, Hunden, Ochsen, Kühen, Kälbern oder Hirschen verglichen – oder mit Ohren von Hasen oder Schafen. Weil die fleischigen Rhizome gekrümmt und gewunden waagrecht unter dem Erdboden kriechen wie Schlangen, führte das zu Bezeichnungen wie Schlangen- oder Natternwurzel. Früher glaubte man, dass der Wurzelstock gegen Schlangenbisse helfe. Da er innen rötlich gefärbt ist, galt er als Heilmittel gegen blutige Durchfälle, weiterhin aber auch als Gewitterwurzel – wer sie ausgräbt, zieht Unwetter an!
