Mohn-Origami

Was hat eine Klatschmohn-Blüte mit einem Satelliten zu tun?

Schaut Euch mal eine Knospe vom Klatschmohn (Papaver rhoeas) genauer an und beobachtet, was mit ihr passiert.

Die roten Kronblätter sind nicht irgendwie in die Hülle der Kelchblätter hineingeknautscht oder geknüllt, sondern in einer grandios ausgeklügelten Faltung platzsparend sehr akkurat gefaltet. Auf kleinstem Raum in kompakter Form optimal verstaut.

Die Faltung muss so kunstvoll sein, dass das Öffnen der Blüte möglichst ohne großen Energiebedarf verläuft, dabei dürfen sich die Faltungen nicht verhaken oder behindern, sich in einer kontinuierlichen Bewegung zu einer Fläche glätten. Das erfüllt die so genannte Miura-Faltung, benannt nach ihrem Entdecker, dem japanischen Astrophysiker Koryo Miura. Siehe das folgende kleine Video (MetaNest, Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Miura-ori.gif):

Und schwupp, schon zeigt sich der Klatschmohn voll entfaltet!

Gemäß der Miura-Faltung sind nicht nur Schmetterlingsflügel im Kokon verpackt, sondern eben auch Sonnensegel eines Satelliten (die platz- und kostensparend transportiert werden sowie sich mit wenigen Motoren energiesparend im All entfalten) oder auch Faltpläne von Stadt- oder Landkarten. In der minimalinvasiven Chirurgie werden nach diesem Prinzip Stents gefaltet, um Blutgefäße zu weiten.

Dass auch die Blätter der Hainbuche (Carpinus betulus) diesem Prinzip der Miura-Faltung folgen, wurde erst 1988 beschrieben.

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