Kastanienblüten

Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) haben ihre Blütenkerzen aufgesteckt und entfaltet. Was für eine Pracht, wahrlich pompös. Übrigens wachsen in Kiew, Hauptstadt der Ukraine, sehr viele Kastanienbäume, weswegen man die Metropole auch als Kastanienhauptstadt bezeichnet. Das muss ein Anblick sein, unter Tausenden von diesen Bäumen zu flanieren – wenn es nur in Frieden ginge. Dann könnten wir die Blüten genauer in Augenschein nehmen. Doch das geht ja auch hier:

Weiß bis cremefarben sind sie, die Kastanienblüten. Die oberen im kerzenförmigen Blütenstand sind rein männlich, die unteren rein weiblich, dazwischen gibt es zwittrige Blüten. Von den fünf Kronblättern tragen zwei einen farbigen Fleck. Der ist mal gelb, mal orange, mal rot – und zwar wechselt die Farbe in genau dieser Reihenfolge. Die Farben dienen als Signale für Insekten: Gelb heißt, Restaurant geöffnet, bitte kommen! Orange meint, letzte Runde, bald ist Schluss! Und Rot bedeutet, aus die Maus, es gibt nichts mehr!

Christian Konrad Sprengel (1750-1816), der sein Leben der Erforschung von Blütenbestäubung und Beziehungen zwischen Blüten und Insekten gewidmet hat, fiel der Farbwechsel auf. Er prägte die Bezeichnung Saftmale für solche Farbmuster, doch ihre Bedeutung erschloss sich ihm nicht. Sprengel verneinte die These, dass die Saftmale den bestäubenden Insekten als Orientierungshilfe zu Nektar und Pollen dienen. Er war vielmehr der Ansicht, dass Rot doch eigentlich am meisten Aufmerksamkeit errege und deshalb zum Ende der Blütezeit nicht als attraktives Merkmal gewertet werden könne. Doch da hatte er zu sehr an unseren menschlichen Sehsinn gedacht.

Heute wissen wir es besser, eifrigen Forschern sei Dank.

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