Wer durch den (Fichten-)Wald spaziert, wird derzeit über einen wahren Teppich aus kleinen Fichtenzweigen laufen. Überall liegen kurze Triebe von Fichten herum – warum?
Hat der Wind sie abgebrochen und heruntergeschüttelt? Zeichen des Klimawandels? Werfen die Fichten selber ihre Zweiglein ab? Geheimnisvolle Nadelbaumkrankheit? Sitzt jemand in den Kronen und bricht die Spitzen weg? Vögel als Fichtenfledderer? Oder was?
Der wahre Grund: Eichhörnchen sind die Triebtäter! An milden Wintertagen sind sie sehr aktiv, sie halten ja keinen Winterschlaf. Sie knabbern die Fichtentriebe mit ihren scharfen Zähnen sauber ab. Nur aus Jux und Tollerei, weil gerade Balzzeit ist? Und schmeißen sie die Triebe dann jemandem hinterher oder nur einfach so hinunter?
Die Eichhörnchen sind Knospenliebhaber: Sie futtern das Innere der Fichtenknospen – besonders gerne von den männlichen Samenzapfen (darin steckt Pollen, der ist eiweißreich) – an den Zweigspitzen. Wenn alle Knospen „geknackt“ und geleert sind, lassen sie die Zweige fallen. Pro Minute können die Hörnchen durchaus zwei oder drei Astspitzen „ernten“. So kommen pro Tag und Eichhörnchen durchaus 500-600 Fichtenspitzen zusammen. Kein Wunder, dass das einen wahren Fichtenspitzenteppich im Wald ergibt.
Nur so nebenbei: Diese Triebe lassen sich gut aufsammeln und nutzen – für Deko, als Isolier- und Polstermaterial (z.B. für Kübelpflanzen, in einen großen Karton gestellt und mit den Zweigen ausgestopft), als Abdeckung und Mulchmaterial für Gartenpflanzen (z.B. Rhododendren, die von der sauer wirkenden Nadelstreu noch zusätzlich profitieren), als Rohmaterial für Badezusätze oder für Inhalationen, als Basis für Nadelsalz und Nadelzucker in der Küche… Und das alles, ohne einem Baum weiter zu nahe zu kommen oder ihm zu schaden.