In den Wald gehen und dort nach Moos Ausschau halten, das finde ich immer wieder spannend. Die zwergenhafte Welt der Moose ist schon sagenhaft, zu Füßen der Bäume oder auf deren Ästen und Rinden. Moos in vielfältigen Formen braucht man in der Vorweihnachtszeit, um das Immergrün der Gehölze in Gestecken und Gebinden zu ergänzen – und ganz wichtig, die Krippe oder das Weihnachtsgärtchen auszuschmücken. Moos-Holen im Wald, das war einst ein typischer Brauch vor Weihnachten, teilweise ist er es heute noch. Allerdings sollte man sich stark zurückhalten und höchstens eine ganz kleine Menge Moos (höchstens eine kleine Handvoll) mitnehmen, denn Moos ist überaus wichtig für den Wald. Mein Ast mit dem Moosdekor lag abgebrochen am Boden.
Früher wurde Moos noch aus einem weiteren Grund gesammelt. Die Leute stopften damit Ritzen an den Fenstern aus, um Zugluft zu stoppen und legten es als Isoliermaterial in die Zwischenräume von Ganzjahres- und jetzt wieder eingehängten Winterfenstern, um Schwitzwasser und Eisblumenbildung zu verhindern. Traditionell wurde das Moos bereits am Elisabethtag (19. November) besorgt. Weil die Moospolster oder Moosrollen aber auch als ansehnliche Dekoration wirkten, schmückte man sie in der Adventszeit mit allerlei Zierat, etwa weihnachtlichen Figuren. Die wurden oft nur aus Papier geschnitten und an einen Stab geklebt ins Moos gesteckt. Bei mir ist es einfach umgekehrt, ich habe einen Stab (Ast), der auf natürliche Weise mit Moos geschmückt ist.
Mit dem Moos war auch die Sage von den Moosmännchen verbunden. Moosmann und Moosweibel leben die meiste Zeit des Jahres im Wald. Armen Menschen in Not helfen sie, indem sie ihnen für gute Taten drei Handvoll Laub schenken, das sich in Gold verwandelt. In der Weihnachtszeit fliehen sie vor Eis, Schnee und dem wilden Jäger in die Häuser der Menschen, um nach den Rauhnächten wieder zurückzukehren. Die Moosmännchen, die stets in Moos gekleidet sind und das Weihnachtslicht in Form einer Kerze tragen, erinnern damit an das im Winter unter warmen Moosdecken ruhende Leben und an das wiederkehrende Sonnenlicht.
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