Zukunftsbaum: Paulownie

Mit Zukunftsbäumen meine ich hier Baumarten, die mit den Klimaveränderungen in Mitteleuropa gut zurecht kommen und heimische Baumarten ergänzen oder ersetzen können. Einer dieser Bäume soll der Blauglockenbaum sein, botanisch Paulownia tomentosa, oft auch eingedeutscht Paulownie genannt.

Er wird teilweise als „Wundergehölz“ gepriesen, weil er rasend schnell wächst und dabei in kurzer Zeit sehr viel CO2 binden kann, ungleich mehr als jede heimische Baumart. In nur zehn Jahren kann der aus China stammende Baum zehn Meter hoch wachsen und einen Stammumfang von bis zu 40 cm entwickeln. Innerhalb von 20 Jahren baut ein Blauglockenbaum über eine Tonne CO2 in sein Holzgerüst ein, dahinter bleiben Linde mit knapp 60 kg, Buche mit rund 50 und Eiche mit nur 25 kg weit zurück. Aber: ein Blauglockenbaum hat nur eine sehr begrenzte Lebensdauer von 60-70 Jahren.

Den Titel Prachtbaum hat er sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Blütenfülle und -farbe verdient. Blauglockenbaum? Erklärt sich zur Blütezeit von selbst. Die Blüten öffnen sich vor dem Blattaustrieb im April/Mai und duften auch noch nach Vanille. Heimische Insekten fliegen die Blüten an. Zu dieser Zeit ist das Nahrungsangebot für Bienen und Co. aber ohnehin sehr groß, der Blauglockenbaum kann nicht dazu beitragen, nektararme Phasen zu überbrücken. Und andere Tiere wie Schmetterlingsraupen, Käfer oder Hörnchen lassen den Blauglockenbaum links liegen.

Auffallend große Blätter sorgen für gute Beschattung, an heißen Tagen sehr wertvoll – indem sie anderen Gewächsen Licht nehmen aber auch nachteilig. Bei jungen Bäumen können die Blätter schon mal so groß wie ein Handtuch werden. Doch Riesenwachstum bedeutet auch Riesenhunger, der Blauglockenbaum ist sehr lichthungrig und braucht viele Nährstoffe, damit kann er andere Pflanzen in seinem Umfeld unterdrücken und verdrängen.

An der samtweichen, rehbraunen Behaarung aller Triebe und Knospen ist der Blauglockenbaum gut zu erkennen. Insgesamt erweist sich der Blauglockenbaum als ziemlich winterhart (frostfest bis -20 °C), nur Spätfröste machen ihm zu schaffen – aber er treibt auch danach wieder durch. Eine robuste Baumart, die allen Wetterunbilden widerstehen kann, selbst Hitzestress und lange Dürreperioden machen ihm nichts aus. Schädlinge und Krankheiten? Kein Thema (noch!).

Nicht nur in Gärten, Parks und entlang von Straßen in Städten lässt sich der Blauglockenbaum setzen, auch in der Forst- und Holzwirtschaft versucht man von ihm zu profitieren, durchaus auch in Form von Kurzumtriebsplantagen. Das leichte, aber auch harte Holz, als Kiri gehandelt, eignet sich für Innenausbau, Möbel, Sportgeräte, Musikinstrumente, als Isoliermaterial, Energiegewinnung und mehr. Aber der Blauglockenbaum ist pflegeaufwendig.

Die nussförmigen Kapseln im Herbst, oft bis tief in den Winter, bis zur nächsten Blütezeit an den Zweigen, sind ebenfalls sehr typisch für diese Baumart.

In jeder einzelnen Kapselfrucht stecken 1000-2000 geflügelte Samen, die vom Wind verbreitet werden. Daraus können zahllose Nachkommen entstehen. Deshalb wird der Blauglockenbaum als möglicherweise invasiv angesehen. Zudem kann er sich durch Wurzelbrut und Stockausschlag reichlich vermehren. In der Schweiz ist es seit 2024 gesetzlich verboten, Paulownien (wie auch Lorbeerkirsche, Schmetterlingsflieder u.a. ) zu vermehren, zu verkaufen oder zu pflanzen. In Deutschland steht der Blauglockenbaum auf einer Vorwarnliste, weil man das Gefahrenpotenzial als invasive neophytische Art noch nicht ganz einschätzen kann.

Ein Zukunftsbaum? Der Hoffnungsträger aus Fernost? Lösung aller Probleme?

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