Überall gibt es sie jetzt zur Vorweihnachtszeit: Weihnachts-, Advents- oder Christsterne (Euphorbia pulcherrima), traditionell mit roten Blüten (Hochblättern), aber auch in Weiß, Creme, Gelb oder Rosa, einfarbig oder mehrfarbig, marmoriert bis gestreift – und oft mit Farbe oder mit Glitzer besprüht. Doch warum hat sich eine tropische Pflanze ausgerechnet zu einem Symbol für die Weihnachtszeit mitten im Winter entwickelt?

Naja, wer um diese Zeit herrlich leuchtende Blumen präsentiert, und seien sie auch von noch so weit her, das Ganze auch noch in klassischem Grün und Rot, der muss eine enge Verbindung zu Weihnachten haben. Eine Legende aus Mexiko, wo die Wildform der Weihnachtssterne heimisch sind, erzählt von einem Mädchen, das vor lauter Armut zum Christfest keine andere Gabe in die Kirche bringen kann, als ein paar Pflanzen vom Straßenrand. Doch genau dieses Unkraut blüht in der Heiligen Nacht besonders prächtig auf – die Flores de Noche Buena.

Für die Bedeutsamkeit der besonders schönen Wolfsmilch (wie der botanische Name sich übersetzen lässt) als heilige Blume spricht aber auch ihre Form. Die ausgebreiteten Hochblätter ergeben einen Stern, der symbolisch für den Himmelskörper steht, der die Heiligen Drei Könige zu Jesus führte.

Rund 30 Millionen Weihnachtssterne werden jedes Jahr allein in Deutschland verkauft. Dafür importiert man meistens Stecklinge aus Ostafrika nach Europa, topft sie überwiegend in torfhaltige Substrate und zieht sie unter hohem Energieaufwand und unter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Wachstumsregulatoren in Glashäusern bis zur Blüte. Wenn die Pflanzen dann noch beim Transport kalter Winterluft ausgesetzt werden oder beim Verkauf in eisigen Verhältnissen stehen, wird die ganze Geschichte mehr als traurig. Denn Kälte vertragen die Weihnachtssterne überhaupt nicht.
Also besser einen Weihnachtsstern von einer Gärtnerei erwerben, die mit den Pflanzen sachkundig umgehen, als beim Discounter, wo man befürchten muss, dass der Strauch nach wenigen Tagen seine Blätter verliert und jämmerlich eingeht wie die sprichwörtliche Primel. Oder gleich nach einer Alternative Ausschau halten. Wie wäre es mit einem langlebigen, weniger empfindlichen Weihnachtskaktus oder mit einem kleinen Handbund immergrüner Zweige?
