Chai aus dem Wald

Fireweed Tea, Koptischer, Kurilischer oder Russischer Tee – das ist eine Delikatesse aus dem Wald, zubereitet aus Blättern und Blüten vom Schmalblättrigen Weidenröschen (Epilobium angustifolium). Werden diese fermentiert, ergibt sich ein ausgesprochen wohlschmeckendes Aufgussgetränk, dass den echten Schwarztee sehr nahe kommt, ihm gleichkommt oder gar übertrifft – aber das muss jeder selbst entscheiden.

Tina Günther beim Weidenröschen-Sammeln

Ein Tee mit Geschichte

Von wegen Iwan, der Schreckliche: Dieses Produkt muss Iwan, der Köstliche heißen! Die Geschichte dahinter: In Russland (aber nicht nur dort) war der Schwarze Tee aus China einst sehr beliebt, aber für die breite Bevölkerung unerschwinglich. Aus Weidenröschen, das in sibirischen Wäldern sehr häufig vorkommt, wurde dann ein Tee zubereitet, den man kaum von der echten Ware unterscheiden konnte. Weidenröschen wurden auch zum Strecken oder als Fälschung verwendet, nicht zuletzt passierte das auch bei chinesischem Tee, der für den Weiterverkauf in Europa bestimmt war. Schließlich verbot man den Weidenröschen-Tee, stellte sogar dasPflücken von Weidenröschen unter Strafe. Zudem drückten Importe von echtem Schwarztee aus Indien und Ceylon den Bedarf. Doch der Tee, dem allerlei gesundheitsförderliche Wirkungen nachgesagt werden, verschwand nie aus dem Gebrauch im Volk. Seit einiger Zeit wird die Herstellung von Weidenröschen-Tee sogar wieder gefördert – und siehe da, die Nachfrage steigt!

Mit Geduld gelingt’s

Warum nicht selbst machen? Ähnlich wie den berühmten Brombeerblätter-Tee, bei dem man ebenfalls den Blättern durch Fermentation ein vollmundiges, besonders elegantes Aroma verleiht, ist das auch mit Weidenröschen möglich. Kräuterpädagogin Tina Günther hat es ausprobiert. Die Blätter und Blüten vom Schmalblättrigen Weidenröschen werden angefeuchtet und dicht in ein feuchtes Tuch gepackt. Ins Innere des Päckchens oder der Rolle darf kein Sauerstoff kommen, das Ganze muss warm gehalten werden. Nach einigen Tagen wird geöffnet, der Inhalt hat sich deutlich verändert, duftet fein (wenn es geklappt hat) – jetzt die Weidenröschen schnell ausbreiten und trocknen.

Selbst gemachter Chai aus Weidenröschen vom Wald

2 Gedanken zu „Chai aus dem Wald“

  1. Sehr geehrte Damen und Herren, habe mit Interesse die Anleitung zur Zubereitung von Eeidenröschentee gelesen. Aber in welcher Art von Tuch müssen die klein gehackten Pflanzenteile eingewickelt werden? Und wann ist die beste Erntezeit . Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar mit freundlichen Grüßen Dagmar Manthey

    Liebe Frau Mathey,
    es reicht ein schlichtes Leinen- oder Baumwolltuch, z.B. ein altes Geschirrtuch oder ein Stück Bettlaken, eine Mullwindel oder ähnliches.
    Erntezeit ist, wenn das Kraut schön blüht. Jetzt geht’s gerade noch so…
    Schöne Grüße
    Karin Greiner

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