Wiesenspürnasen auf dem Golfplatz

„Mama, hier iss doch mal ein Wiesenbutterbrot!“ schallt es aus dem Kindermund – und stolz heben Kinderhände eine Scheibe Brot empor, dessen Belag aus kunterbunten Wiesenblüten besteht. „Das schmeckt super-lecker!“ tönt es voller Überzeugung und schwupps, ist die außergewöhnliche Kost in hungrigen Mündern verschwunden.
Ein stärkender Imbiss kam genau richtig, denn der erste Ferienmontag war angefüllt mit spannenden Erlebnissen, Spielen und Sport. Im Rahmen des Feriencamps vom Golfclub Hubbelrath erforschten die Kinder mit mir einen Tag lang die Natur auf dem Golfplatz. Höchst erstaunlich, was man auf einem Golfplatz für Abenteuer erleben kann!
Nachhaltige Umweltbildung
Kindern die Natur nahe zu bringen, ihnen die Tier- und Pflanzenwelt ihrer Umgebung zu zeigen und ihnen das wertvolle Wissen um unsere Umwelt spielerisch zu vermitteln – das war Inhalt dieses Tages. „Nature Kids“ nennt sich das Programm, konzipiert und ausgeführt von der Kräuter-Akademie, School of Herbalists.
Nachdem der Golfplatz Hubbelrath, konsequent ökologisch ausgerichtet und im Programm „Golf und Natur“ ausgezeichnet, über ausgedehnte und vielfältige Biotope verfügt, fanden sich in naturbelassenen Zonen unmittelbar neben Fairway und Green optimale Voraussetzungen für das Projekt „Nature Kids“.

Erleben, um zu begreifen
Am Rande einer Wildblumenwiese, unter einem großen Kischbaum begann der Tag für die Kinder. Die Gräser und Blumen standen hoch, überragten die Kleineren gar. Wiese, das verbanden sie mit dem kurz geschorenen Grün unter ihren Füßen. Das Dickicht aus Halmen, Flockenblumen, Labkräutern und Schafgarben kam ihnen eher wie ein „Dschungel“ vor. Disteln und Brennnesseln, Bienen und Spinnen – das alles wirkte eher abschreckend und gefährlich. Aber Leo Löwe ohne Zahn, eine Handpuppe (Von Margit Keilholz – danke nochmals dafür!), machte den Kindern Mut.
Wir begaben uns erst einmal auf „Großwildjagd“ und errichtete eine Bodenfalle, um zu sehen, welche wilden Tiere denn in diesem Wiesendschungel wohl zu finden seien. Voller Eifer wurde gebuddelt und eine Schüssel in die Erde gesenkt. Leise, leise, um die „wilden Tiere“ nicht zu verscheuchen, legten sich alle bäuchlings auf den Boden. „Jetzt sind wir so klein wie Ameisen!“ – aus dieser Perspektive wurde die hohe Wiese beäugt und bald nicht mehr als bedrohlich empfunden. Immerhin trauen sich doch Ameisen auch da hinein.

Angeführt von Leo Löwe ohne Zahn nahmen wir uns an den Händen und zogen als „Raupe“ durch den Gräserdschungel. Was es da alles zu entdecken gab! Eine Biene, wie sie an der Blüte nach Nektar suchte. Eine Distel, die am Hosenbein kratzte. Ein Grashalm, der an der Wange kitzelte.    Sucht doch alle mal etwas Gelbes, lautete die nächste Aufgabe. Prompt schwärmten alle Kinder aus und kamen mit Blüten, Blättern zurück. Jetzt etwas Rotes, etwas Weiches, dann etwas Herzförmiges – alle die Fundsachen wurden auf einer großen Plane gesammelt. Daraus entstand dann unter Mithilfe aller ein großes Bild, ein Wiesenbild.

Begreifen, um zu respektieren
Ob wir etwas gefangen haben? Ausgerüstet mit Becherlupen und Insektenstaubsauger wurde die Falle wieder aufgesucht. Tatsächlich, da waren ein paar Spinnen und Ameisen hinein gefallen. Marienkäfer, Blattlauslöwen, Hummeln, Wildbienen, Grashüpfer und sogar einen kleinen Frosch fingen die Kinder noch ein. Aber nachdem die Tiere ausgiebig betrachtet waren, wurden alle behutsam wieder in die Freiheit entlassen.
Hört doch mal? Zirp-zirp. Wer macht die Musik in der Wiese? Genau, das sind Grillen und Heupferdchen. Wie finden sich die im Wiesendschungel? Über Laute, ohne dass sie einander sehen können. Im Grillenspiel wurde dies den Kindern schnell begreiflich. Die Grillenmännchen machen mit zwei Holzstöcken Musik, die Grillenmädchen mit verbundenen Augen müssen sie orten.

Respektieren, um zu schützen
Schließlich kam Fräulein Luise von der Wiese (wie Leo Löwe ohne Zahn eine Handpuppe) zu den Kindern. Fräulein Luise weiß alles über die Pflanzen der Wiese, wie sie heißen und wozu man sie verwenden kann. Sie zeigte den Kindern den Wegerich. Dessen Blätter dienen als „Indianerpflaster“, helfen, wenn eine Mücke gestochen oder man sich an Brennnesseln gebrannt hat. Und wie war das mit der Brennnessel? Ja, wer das Geheimnis kennt, der kann sie sogar streicheln – ohne sich zu brennen!
Fräulein Luise teilte kleine Tüten aus, ließ die Kinder jetzt noch ganz bestimmte Blumen auf der Wiese suchen und sammeln. Jede einzelne Blüte und jedes Blättchen wurde streng kontrolliert, bevor es in der Tüte verschwinden durfte. Bald waren die Tüten gefüllt und es ging zurück zum Jugendplatz. Hier zeigte Fräulein Luise, wie die „Beute“ in der Tüte noch verarbeitet werden musste – damit sie endlich aufs Butterbrot gelegt werden konnte. So wird also aus einem schlichten Butterbrot ein fröhlich-buntes Wiesen-Blüten-Brot. Brot, das selbst skeptische Eltern schließlich mit viel Begeisterung schmausen.

Krönender Abschluss
Zum schönen Schluss wurden alle Kinder noch mit einer Urkunde ausgezeichnet, dass sie am Hubbelrather Nature-Kids-Programm teilgenommen haben und jetzt „Wiesenspürnasen“ geworden sind, die das Gras wachsen hören. Dazu gab es für jeden eine Medaille aus Birkenholz. Wenn auch Urkunde und Medaille über kurz oder lang verloren gehen mögen, die Erlebnisse in der Natur mit Leo Löwe ohne Zahn und Fräulein Luise von der Wiese werden die Kinder sicher nie mehr vergessen. Denn solche Erlebnisse prägen sich tief ein.

Wer jetzt Lust bekommen hat, so einen Wiesenspürnasentag für Kinder zu organisieren – der frage einfach bei mir nach. Mir jedenfalls hat’s riesig Spaß gemacht, ich wurde belohnt durch leuchtende Kinderaugen und fröhliche Grüße: „Bis morgen, Fräulein Luise! Komm bald wieder!“ Mein Dank geht aber auch an all die freundlichen Leute vom GC Hubbelrath, die mich tatkräftig unterstützt haben, insbesondere Jugendwart Friedrich Becker und Sozialpädagogin Inga Rost.

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