Orchideen, wie schön!

Gerade sind sie wieder überall im Angebot – die Prinzessinnen der Fensterbank: Orchideen. Allen voran die Nachtfalterorchideen, meist mit ihrem botanischen Namen Phalaenopsis angesprochen, die für wenige Euro reißenden Absatz finden. Tatsächlich gehören Orchideen heute zu den beliebtesten Zimmerpflanzen. Nicht allein ihrer Schönheit wegen, sondern vor allem dank ihrer erstaunlich lang anhaltenden Blütezeit. Aber die Prinzessinnen wollen auch gepflegt werden, damit sie gesund und munter bleiben – und ihren Liebreiz jahrelang behalten, ohne Läuse. Hier meine Tipps dazu.
Besondere Lebensweise
Die Ahnen der meisten Orchideen fürs Zimmer stammen aus tropischen Bergregenwäldern, dort ist es tagsüber feucht-warm, nachts deutlich kühler, die Luftfeuchtigkeit steigt meist über 90 %. Zudem wachsen die Orchideen nicht im Boden, sondern hoch oben auf Bäumen, beschattet von deren dichten Kronen. Sie wurzeln also nicht in der Erde, sondern halten sich mit nur wenigen Würzelchen in einer Astgabel oder in einem Rindenspalt fest. Wasser und Nährstoffe nehmen sie über lange Luftwurzeln auf, die sie einfach herabhängen lassen.

Die Fensterbank ist keine Astgabel
Nachdem eigentlich auch die gezüchteten Nachkommen sog. Aufsitzer oder Epiphyten sind, auf Bäumen leben und nicht in gewöhnlicher Erde wurzeln wollen, setzt man sie für die Zimmerkultur in spezielles Substrat. Das besteht meist aus Rindenstücken (Pinienrinde), geschrotetem Kork, Kokosfasern, Nussschalen und ähnlich grobstückigen Materialien. Denn in erster Linie soll dieses Substrat ja nur die Orchidee im Topf festhalten.
Gewöhnlich bekommen Sie die Orchideen heute auch in durchsichtigen Kunststofftöpfen. Aus gutem Grund, denn in dem lockeren Substrat stecken nicht nur die eigentlichen Wurzeln, sondern auch die dick-fleischigen, grün bis graugrün gefärbten Luftwurzeln, mit deren die Pflanzen Wasser und Nährstoffe aufsaugen. Dadurch bekommt die Orchidee einen viel besseren Halt im Topf. Aber die grünen Luftwurzeln nutzen auch Licht und tragen neben den Blättern zur Gewinnung von Lebensenergie bei. Und je mehr Licht die Wurzeln erhalten, desto kräftiger wachsen sie, desto besser gedeiht die ganze Pflanze. Genau deshalb ist auch der Topf lichtdurchlässig! Außerdem lässt sich der Zustand der Wurzeln so ganz leicht in Augenschein nehmen. Werden die Luftwurzeln gelb, vertrocknen sie oder werden sie gar schwraz, läuft etwas schief…

Pflegen mit Verstand
Stellen Sie Ihre Orchideen deshalb möglichst nicht in einen Übertopf, da bekommen die Luftwurzeln ja kein Licht. Verwenden Sie besser ein dekoratives Glasgefäß, das bieten viele Gärtner und Floristen auch gleich mit an – oder wenigstens einen sehr großzügig bemessenen Übertopf. Orchideen gehören nicht in die pralle Sonne, sondern idealerweise an ein Ost- oder Westfenster. Tagsüber sollte es um 20 °C warm sein, nachts darf es ruhig ein paar Grade kälter werden. Stehen Orchideen allzu kalt, scheiden sie oft eine klebrige Flüssigkeit an den Blütenständen aus.
Bezüglich Rückschnitt gibt es eine einfache Regel: Alles was grün ist, bleibt erhalten. Abgeschnitten wird nur, was von selbst gelb, braun oder trocken geworden ist. Also auch den Blütenstiel stehen lassen, wenn alle Blüten herabgefallen sind (allenfalls um ein kleines Stück kürzen) – oft bilden sich daran neue Knospen. Hat Ihre Orchidee abgeblüht, muss man ihr einfach Zeit geben, bis sie wieder neue Blütenstiele schiebt. Bedenken Sie, welche Höchstleistung Ihre Orchidee bereits gebracht hat: Wie ein Extrem-Ausdauersportler hat sie sich verausgabt, geblüht, geblüht, geblüht… Jetzt müssen Sie ihr einfach eine Ruhepause zur Regenration gönnen. Stellen Sie sie vier bis sechs Wochen kühl (10-15 °C) und gießen Sie äußerst sparsam.

Richtig gießen
Wenn’s mit Orchideen nicht klappt, dann liegt’s fast immer am Gießen – zu viel gewässert, vertrocknet. Ich selbst gieße meine Orchideen nicht, sondern gönne meinen Schätzchen ein Tauchbad. Ich stelle sie in einen größeren Topf, gieße dann so viel Regenwasser (auf Zimmertemperatur erwärmt!) hinein, bis alles Substrat eben unter Wasser kommt. Nach einer Viertelstunde Badezeit hole ich die Töpfe heraus und lasse alles überschüssige Wasser sehr gründlich abtropfen. Achtung: Den Topf schräg halten und mal in die andere Richtung kippen, damit das Wasser wirklich abläuft. Zur Badekur dürfen meine Orchideen höchstens einmal pro Woche, eher seltener – erst muss das Substrat gut abtrocknen, auch im unteren Topfbereich.
Warum „baden“ und nicht gießen oder tauchen? Das Substrat saugt Wasser nur sehr, sehr langsam auf. Beim Gießen läuft das Wasser eben so schnell unten zum Topf hinaus, wie ich es oben hinein gebe. Beim Tauchen, also einmal unter Wasser halten und wieder heraus nehmen, werden die Rindenbrocken nur oberflächlich angefeuchtet. Und das Substrat löst sich aus dem Topf und schwimmt auf dem Wasser auf, die Orchidee könnte ihren Halt verlieren. Wichtig: Wenn zwischen den Blättern Wasser stehen bleibt, unbedingt entfernen – sonst droht Fäulnis.

Ein bisschen Futter?
Jetzt im Winter sollten Sie Ihre Orchideen nicht düngen, selbst wenn sie üppig blühen. Gedüngt wird dann, wenn die Pflanzen wachsen, und das ist gewöhnlich im Frühjahr und Sommer der Fall, insbesondere wenn sie einen neuen Blütentrieb schieben. Orchideen gelten als „Hänflinge“, was ihren Nährstoffhunger angeht – sie kommen mit sehr schmaler Kost bestens zurecht. Verwenden Sie am besten einen speziellen Orchideendünger, üblicher Volldünger sollte sehr niedrig dosiert (höchstens halb so viel wie sonst üblich) werden. Meine Orchideen erhalten bei jedem dritten oder vierten Tauchbad einen Spritzer „Badezusatz“: Ich füge dem Regenwasser ein wenig Orchideendünger bei.
Noch ein Hinweis: Werfen Orchideen ihre Blütenknospen ab, bevor sie überhaupt aufblühen, liegt dies meist an Lichtmangel – gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit wird dies oft zum Problem. Stellen Sie die Orchidee dann übergangsweise an eine wesentlich hellere Stelle, im Winter darf das ruhig auch ein Südfenster sein. Wer seine Orchideen besonders liebt, putzt häufig die Fensterscheiben – denn jeder Lichtstrahl ist wichtig.

Orchideen – wie ist das mit den Läusen?
Ein überaus lästiges wie schwierig zu lösendes Problem bilden Wollläuse. Diese unliebsamen Tierchen gehören zu den Schildläusen, verstecken sich unter einem „Schild“ aus Wachsfäden, die wie Wollgespinste aussehen. Vermehren können sich die Pflanzensauger wie die sprichwörtlichen Karnickel, noch besser sogar: Ein Weibchen legt mehrere hundert Eier ab – und das gleich ein paar Mal pro Jahr. Manche Wollläuse gebären sogar lebende Junge. Die Eier sind stets bestens versteckt, oft tief in den Blattachseln oder sogar an Substratstückchen.
Sehr häufig schleppt man die Plage mit neu gekauften Orchideen zuhause ein – oder auch mit anderen Pflanzen. Wer schon eine größere Orchideensammlung daheim hat und sie vor unliebsamen Besuchern schützen will, der sollte neu erworbene Exemplare zunächst zwei oder drei Wochen in Quarantäne nehmen, d.h. einzeln aufstellen und beobachten. Erst wenn keinerlei Befall festzustellen ist, darf der Neuankömmling dann zu den anderen Kolleginnen.
Orchideen sollten Sie besonders gut pflegen, damit sie kräftig und widerstandsfähig werden. Ein optimaler Standort und eine ausgewogene Wasser- und Nährstoffversorgung sind das A und O. Gute Erfahrungen habe ich gemacht, indem ich meine Orchideen ab und zu mit einem erkalteten Kräutertee verwöhne – einen milden Kamillen- oder einen Schachtelhalmtee etwa, den ich statt normalem Wasser zum Tauchen verwende. Und ich besprühe die Pflanzen täglich mit Lavendelöllösung. Alle paar Tage rücke ich meinen Orchideen dann noch mit einer Lupe nahe, um vor allem in den Blattachseln, an den Blattunterseiten, an den Blattansatzstellen nach Eiern der Wollläuse zu suchen. Denn je frühzeitiger ein Befall entdeckt wird, desto erfolgversprechender wird jede Behandlung – die allerdings auf der Stelle einsetzen muss.

Handelsübliche Mittel
Der Fachhandel bietet sog. systemische Mittel an. Diese Pflanzenschutzmittel werden als Stäbchen oder Zäpfchen in das Substrat gesteckt bzw. als Granulat in Wasser aufgelöst und beim Gießen verabreicht. Die Wirkstoffe werden von den Orchideen über die Wurzeln aufgenommen und mit dem Pflanzensaft überall im Pflanzenkörper verteilt. Wenn jetzt Läuse an den Orchideen saugen, erhalten sie einen sehr unbekömmlichen Cocktail! Doch Vorsicht. Viele dieser systemischen Mittel enthalten zugleich Nährstoffe, diese wiederum können die Orchideenwurzeln regelrecht verbrennen. Andere Mittel werden auf die Blätter gesprüht, dabei muss man unbedingt auf Sicherheitsabstand achten – zu dicht am Blatt aufgesprüht kommt es durch das extrem kalte Spray zu Schäden.
Nachteile dieser Mittel sind: Sie sind teuer, sie enthalten Gifte, oft sind oder werden die Schädlinge resistent dagegen, und man darf diese Mittel nur begrenzt anwenden, in der Regel maximal viermal pro Jahr. Die Wirksamkeit der Mittel hält oft nur ein paar Wochen an, bald sind die Läuse wieder zurück (die haben nur darauf gewartet!) – die Wartefrist ist jedoch noch gar nicht um.

Haushaltsmittel
Abkratzen, abschaben, abstreifen heißt die Devise, wenn man einen Befall bemerkt. Doch mindestens eine Laus übersieht man meistens. Und schwupps, fängt die Misere von vorne an. Einmal Wolllausplage, immer Wolllausplage. Es ist tatsächlich so, dass man die Tierchen kaum mehr los wird. Allein Hartnäckigkeit führt zum Erfolg.
Mischen Sie sich eine Lösung aus 1 Liter kalkfreiem, zimmerwarmem Wasser, 1 Esslöffel Raps- oder Olivenöl und einem Tropfen Spülmittel, dazu 10 Tropfen Teebaumöl. Alles kräftig verrühren. Jetzt Wattestäbchen in die Lösung tauchen und die Läuse damit betupfen. Oder mit einem Pinsel auf die Läuse auftragen. Die Orchideenblätter möglichst nicht benetzen – wenn doch, dann darauf achten, dass kein Sonnenlicht direkt darauf fällt. Am nächsten Tag lassen sich die Läuse (deren Wachsschild ist jetzt aufgeweicht, die Tiere selbst sind betäubt) leicht abwischen. Diese Behandlung müssen Sie alle 3-4 Tage wiederholen, bis keinerlei Läuse mehr zu entdecken sind. Und eventuell in zwei-drei Wochen noch einmal, in zwei-drei Monaten erneut, nächste Saison schon wieder…

8 Gedanken zu „Orchideen, wie schön!“

  1. Hochinteressanter Beitrag, lieber Karin!

    Herzlicher Gruß von Renate

    P. S.: Die Blumenhändler scheinen das mit dem gläsernen Übertopf auch nicht zu wissen. Ich bekomme seit Jahren von einem Freund Orchideen zum Geburtstag geschenkt – per Fleurop. Und jedes Mal haben die Orchideen einen Übertopf, aber der ist nicht aus Glas…

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  2. Liebe Karin, das ist ja ein ganz interessanter Tip! Seit Jahren versuche ich die abgeblühten Orchideen meiner Schwiegermutter zu „retten“, die bei ihr nach der Blüte immer auf dem Kompost landen. Meist landen sie dann bei mir auch auf dem Kompost, aber deshalb, weil sie immer falsch behandelt werden – von mir. Aber damit ist jetzt Schluß – nach Deinem Tip. Danke Iris

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  3. Vielen Dank für die vielen Infos! Ich habe eine genau solche Orchidee zu Weihnachten bekommen. Leider habe ich bisher überhaupt keine Erfahrung mit Orchideen, aber dank dieser Tipps könnte es ja doch was werden. Leider ist nämlich so gut wie keine Anleitung bei der Pflanze dabei gewesen, so dass ich etwas im Dunkeln getappt habe, bis ich über Ihren Blogeintrag gestolpert bin. 🙂

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  4. Ich habe vor 3 Jahren mit einer weißen Phlenopsis im Südfenster, ohne blassen Schimmer
    angefangen. Die Pflanze steht jetzt in einem 30cm Topf, hat 5 Blütentriebe und 7 Kindel sind an ihr. Jedes Jahr verschenke ich 4-5 Pflanzen.
    Diese Pflanze war mein Einstieg. Jetzt hab ich cirka 18 Verschiedene Orchideen, Phalenopsis, Cymbidium und Zygopetalum bei mir im Wohnzimmer.
    Dank Deiner Tipps,weis ich was ich alles falsch
    mache, bzw. was ein „Grüner Daumen“ alles ausrichten kann. Trozdem recht herzlichen Dank für die Tipps. Auf WKW (Wer kennt wen) Gruppe
    Faurecia Peine, Jens Apostel kannst Du einen Teil meiner Lieblinge sehen. Machs Gut Gruß Jens

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  5. Schön, dass ich Euch weiterhelfen konnte – danke für Euer Lob. Ich bleibe am Ball, besser gesagt an der Orchidee, und informiere weiter!
    Hier gleich noch ein Tipp, den mir jemand verraten hat: Orchideen fühlen sich besonders wohl, wenn sie nicht alleine bleiben (es sind wohl Herden-Pflanzen…), sondern zu mehreren auf der Fensterbank stehen. Dabei soll es besonders günstig wirken, wenn sie sich auch noch ein wenig berühren. Blatt an Blatt – wer weiß, vielleicht tauschen sie sich ja über diesen Kontakt aus. Klatsch und Tratsch unter Prinzessinnen.
    Ich versuche, ihre Sprache zu lernen – viele Grüße
    Karin

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  6. Hallo Frau Greiner, habe einige Orchideen bei denen die Blätter und auch Blütenstiele weiß und sehr klebrig sind und eine andere Orchidee kommen die Blüten nicht zum blühen sondern verwelken gleich. Was mache ich falsch ?

    Liebe Grüße
    Frau Nay

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  7. Liebe Frau Nay,
    weiß und klebrig, das klingt sehr nach einem Befall mit Wollläusen. Bekämpfung siehe oben im Artikel.
    Wenn die Blütenknospen gelb werden und abfallen, bevor sie überhaupt aufblühen, so kann das mehrere Ursachen haben:
    1. Es ist zu warm (Heizung unterm Fensterbrett!) und die Luft zu trocken – dann kühler stellen und täglich besprühen oder den Topf in einer großen, flachen Schale auf ein Kiesbett stellen, das ständig mit Wasser gefüllt wird. So verdunstet stets Wasser.
    2. Pralle Sonne, dann umstellen oder mittags schattieren.
    3. Obst oder andere Pflanzen, die gerade Früchte ansetzen, stehen in der Nähe. Die dünsten ein reifegas aus, was die Blüten vorzeitig welken lässt.

    Viel Erfolg mit Ihren Orchideen
    Karin Greiner

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  8. Hallo Frau Greiner,

    da ich mich schon einige Zeit mir Orchideen beschäftige stöbere ich gern im Netz nach weiteren Infos.

    Zufällig bin ich heute auf Ihren Blogeintrag gestoßen, zu dem ich Ihnen ein großes Kompliment machen muss. Den Tipp mit dem Kamillentee kannte ich noch gar nicht, ich werde dies zukünftig meinen Phal. zukommen lassen.

    So lernt man immer wieder dazu.

    Herzliche Grüße

    A. Bernhard

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