Natur-Kunstwerke

Ein paar Kräuterpädagoginnen machen sich eines Samstags auf die Socken zu einem Event der außergewöhnlichen Art – LandArt. In der Nähe von Gröbenzell lässt sich niemand von Kälte und Schnee davon abbringen, das Wunderbare der Natur zu entdecken. Hier der Bericht von Monika Engelmann – der Lust macht auf mehr. Die Fotos stammen von Frauke Albuszies und Monika Engelmann, ich bedanke mich herzlich dafür, dass ich sie hier veröffentlichen darf. Sozusagen als Ermunterung für alle, die sich gerne mit Natur beschäftigen.

LandArt – Phantastische Kunstwerke in und mit der Natur

Was machen Kräuterpädagogen eigentlich wenn Schnee dick die Welt umhüllt? Verkriechen sie sich bärengleich in gemütliche, warme Höhlen und warten in tiefen Winterschlaf auf den Frühling? Weit gefehlt!
Man findet uns warm eingepackt, ausgerüstet mit leckerer Brotzeit, heißem Tee und Fotoapperaten bei einer winterlichen LandArt-Aktion in Gröbenzell.

LandArt ist, wie wir von unserer lieben Kollegin und heutigen Anführerin, Frauke Albuszies erfahren, eine künstlerische Ausdrucksform. Sie entstand in den 1960er Jahren in den USA und die englische Wortschöpfung bedeutet Landschaftskunst. LandArt erfasst alle Sinne, schult die Wahrnehmung für die Schönheit der Natur und die Phantasie der Menschen wird wachgekitzelt. Wobei erstaunlicherweise nicht das Endergebnis, das fertige Kunstwerk, im Zentrum steht, sondern der schöpferische Akt an sich. LandArt – Begeisterte sammeln dafür natürliche Materialien. Alles was vor Ort zu finden ist, wie Äste, Blätter, Gräser, Steine, Schnee, Eis … eignet sich für gestalterische Aktivitäten. So entstehen großartige oder auch ganz feine zarte Werke, die nach und nach von der Natur wieder eingenommen werden. Vergänglichkeit und der Zerfall im Zyklus der Natur spielen bei dieser Kunstform eine wichtige Rolle. So beabsichtigt Andy Goldsworthy, ein wichtiger Vertreter der LandArt, keine Spuren zu hinterlassen, sondern er gibt der Natur die geschaffenen Werke zurück.

Unser heutiges LandArt-Abenteuer steht unter dem Motto „Aufbruch“ – ein kreativer Frühjahrsputz. Wir bilden einen Kreis und schließen die Augen. Begleitet von entspannenden Klängen visualisieren wir eine Pflanze, die aus dem winterlichen Boden hervorbricht, grünt und wunderschön blüht. So zur Ruhe gekommen, beginnen wir unser LandArt-Projekt mit einem Spiel. Kamera-Klick wird es genannt. Paarweise verteilen wir uns im Gelände. Ein Spieler übernimmt die Rolle des „Fotografen“, der andere die Rolle der „Kamera“. Die Kamera lässt sich mit geschlossenen Augen führen. Sobald der Fotograf ein schönes, interessantes Motiv gefunden hat, bringt er die Kamera in Position und tippt ihr mit dem Wort „klick“ an den Kopf. Die Kamera öffnet für ein paar Sekunden die Augen und merkt sich das Bild. Nach etwa fünf Bildern wird gewechselt. Anschließend tauschen wir unsere Erfahrungen aus. Zuerst beschreiben die „aufgenommenen“ Bilder, je länger wir jedoch erzählen umso mehr rücken auch andere Erlebnisse, wie Geräusche, Gerüche und blindes Vertrauen in den Vordergrund.

Auf diese Weise die Gegend bewusster wahrgenommen, erhielten wir die Aufgabe eine persönliche LandArt-Visitenkarte zu erstellen. A-ha! Zehn Kräuterpädagoginnen schwärmen aus um zu sammeln, was ihnen unter die Finger kommt. Es ist wirklich erstaunlich, denn es entstehen zehn völlig unterschiedliche kleine Kunstwerke. Alle Visitenkarten in einem Kreis ausgelegt, bestaunen wir das Ergebnis unseres Tuns. Und überlassen unsere Artefakte der Natur.

Passend zum Thema „Aufbruch“ gestalten wir jetzt ein Sonnenrad. Ein kleiner Schneewall bildet das Rund des Himmelskörpers, als Strahlen verwenden wir vertrocknetes Schilf. Um der ganzen Sachen noch einen ganz speziellen Touch zu geben, hat die Frauke verdünnten Rote-Rüben-Saft in einer Sprayflasche mitgebracht. Damit wird das Schneerund pink gefärbt. Krass! Würden wir es nicht wissen und riechen, wir wären davon überzeugt, ein Umweltfrevler hätte seine Chemiefarben ausgepackt. Auch unser Sonnenrad verlassen wir nach ausgiebigem Fotografieren. Nur wünschte ich mir jetzt, Mäuschen spielen zu können und unbefangene Spaziergänger beim Betrachten unseres Werkes zu beobachten. WatchingPeopleLandArtWatching, so zu sagen!

Da ein kreativer Kopf nicht nur geistige Nahrung braucht, haben wir klugen Frauen natürlich vorgesorgt. Heiße Suppen und Tees, selbstgebackenes Brot, Kräuteraufstriche und viele weitere Leckereien erfreuen unseren Gaumen bei einem kleinen Päuschen!!!

Gesättigt und aufgewärmt wandern wir mit Sack und Pack, eine große Astgabel suchend, weiter. Fündig werden wir bei einem beeindruckenden Baum. Nun schneiden wir aus langen Hartriegelruten kleine Stöckchen, diese werden wie Leitersprossen in die Astgabel geklemmt. Senkrecht flechten wir stachelige Stängel und vertrocknete Fruchtstände der Wilden Karde. Fertig! Wie ein Magnet zieht dieses Kunstwerk den Blick an. Auch diese Arbeit wird dem Zahn der Zeit überlassen. Ein Gedanke an den ich mich erst gewöhnen muss. Steckt in diesem Werk doch ein kleiner Teil von mir. Aber Loslassen lernen gehört wohl auch zu LandArt.

Unsere gemeinsame Abschlussarbeit nimmt sich wieder dem Motto „Aufbruch“ an. Wir bauen ein viereckiges Gestell aus starken Weidenruten, weitere Längs-und Querstangen stabilisieren es. Nun dürfen wir alles, was wir finden und uns gefällt in diesen Rahmen flechten. Besonders Kreative binden Ringe, die wie Fenster in den Rahmen eingesetzt werden und frei von Flechtwerk bleiben. Ein Ausblick und symbolischer Aufbruch in den Frühling! Hoffentlich ist es bald soweit.

Liebe Frauke Albuszies, vielen Dank für diesen schönen, inspirierenden Tag! Er hat Lust auf mehr gemacht.

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Bleibt mir zu sagen, dass, wer Lust hat, sich dieser aktiven Runde von Kräuterpädagogen gerne anschließen darf. Einfach melden bei Monika Engelmann – www.die-pickelmühle.de oder oder Frauke Albuszies – www.faszination-wildkräuter.de

4 Gedanken zu „Natur-Kunstwerke“

    • So war das doch auch gedacht, als Ermunterung, selbst etwas zu bewegen – egal in welcher Region. Und im Münchner Großraum darf, wer Lust hat, dabei mitmachen – oder eine eigene Gruppe um sich scharen. Also auf, Freunde und Kollegen einladen und ab in die Natur… Gerne berichte ich darüber, oder über andere Aktionen, wenn sie mir zu Ohren (und Augen, sprich bebildert) kommen.

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  1. Seufz… jaaa, ich hab auch mal bei so einer Land-art-aktion mitgemacht… schön, aber leider viel zulange her.
    Vielleicht sollte man einfach mal ein paar Freundinnen zusammentrommeln und losziehen. Der Tipp mit dem Rote-Bete-Saft ist übrigens klasse, auch wenn hier kein Schnee mehr liegt.

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