Eichelbrot

EichelbrotAls  ich eine Portion Eicheln gesammelt habe, fragten mich Spaziergänger beim Vorbeigehen, welche Hirsche denn diese Früchte bekämen. Auf meine Antwort, die Hirsche seien meine Familie und ich, schüttelten sie verständnislos den Kopf und bemerkten angewidert: “Igitt!” Naja, Eicheln gelten bis heute eben eher als Schweinefutter oder gerade noch gut zur Hirschmast. Aber früher hat man Eicheln stets genutzt, als gehaltvolle Nahrung. Und vielleicht müssen wir mal wieder mehr an Baumfrüchte dieser Art denken, wenn doch die Felder zunehmend unter Autobahnen, Gewerbegebieten, Möbelmärkten verschwinden oder nur noch Energiepflanzen kultiviert werden. Deshalb hier ein Rezept für Eichelbrot:

Eichel-Apfel-Brot
(für eine Kastenform)
100 g Eichelmehl
300 g Dinkel- oder Weizenmehl
1 TL Salz
20 ml Olivenöl
50 ml Milch
1/2 Würfel Hefe
2 Äpfel
Mehle und Salz mischen. Milch mit 50 ml warmen Wasser verrühren, die Hefe darin auflösen. Mit dem Öl zur Mehlmischung geben und vermengen.
Äpfel ohne Kernhaus reiben, unter den Teig mischen.
Zugedeckt 1 Stunde gehen lassen. Nochmals kräftig durchkneten, in eine ausgefettete und bemehlte Kastenform geben. Erneut 30 Minuten gehen lassen.
Im vorgeheizten Ofen bei 180 °C rund 60 Minuten backen.

Eichelmehl:
Für 100 g Eichelmehl benötigt man rund doppelt so viele Eicheln. Noch grünschalige Eicheln mit einem scharfen Messer längs anritzen, Schale aufbrechen, Kerne herauslösen. Um die Eicheln zu entbittern (um die Gerbstoffe herauszulöse, denn die können in hoher Dosierung Magen und Darm belasten), die Eichelkerne über Nacht in warmem Wasser einweichen. Am nächsten Tag das WEasser abgießen und erneut mit reichlich Wasser übergießen. Nach 2 Stunden Wasser wieder abgießen. Diese Prozedur solange wiederholen, bis das Wasser klar bleibt. Dann die Eicheln mahlen, dafür ein leistungsstarkes Gerät verwenden – die Eicheln sind ziemlich hart. Das Eichelmehl noch sieben, es kann sofort leicht feucht verwendet werden. Für den Vorrat breitet man es in dünner Schichte auf einem Backblech aus und lässt es lufttrocknen oder schiebt es bei 50 °C in den Backofen bei leicht geöffneter Tür.

15 Gedanken zu „Eichelbrot“

  1. Liebe Karin,

    bin schon lange ein Fan deiner Seite und habe auch schon öfters Rezepte von dir ausprobiert. Herzlichen Dank für dein Eichelbrot, das wollte ich schon sehr lange mal machen, du hast mich erneut inspiriert !!!!!!!!
    Herzliche Grüße
    Gisela

    Antworten
  2. Das Entbittern ist ein irrer Aufwand und geschmacklich lohnt es sich am Ende auch nicht. Ich kann schon verstehen, warum Eicheln – auch früher stets – nur, wenn auch Kohlenhydratreiche, NOTNAHRUNG waren.

    Wenn ich die Wahl habe Eicheln oder Kartoffeln, Esskastanien, Nüsse und Getreide zu essen, würde ich mich immer gegen die Eicheln entscheiden.

    LG
    Lorenz

    Antworten
    • Manchmal muss man Eicheln gar nicht lange entbittern – das hängt immer von den jeweiligen Früchten ab. Ob es sich geschmacklich lohnt, darüber könnte man weidlich streiten oder eben auch nicht. Ist es aber nicht einfach mal sehr lehrreich, mit eigenen Händen und am eigenen Leib zu erfahren, wie das Leben früher so war? Um einen Vergleich zum heutigen Überfluss zu ziehen? Sehr anschaulich zu schätzen lernen, dass wir heute unbeschwert leben dürfen und keinen Hunger leiden müssen?

      Antworten
  3. Ich kenne Eichelrezepte auch nur vom Hörensagen – unsere Großmütter haben ihre Familien wohl so in den Hungerjahren während/nach dem 2. Weltkrieg durchgebracht. Ich habe mich oft gefragt, wenn ich Eicheln sehe, wie man das genau macht… Danke für die Anleitung!

    Antworten
  4. So ein Rezept habe ich am Wochenende auch ausprobiert – eher ausprobieren wollen. Ich habe die Eicheln gar nicht geknackt bekommen. Sie waren allerdings auch braun und nicht grün. Geht es auch mit Braunen? und wie kann ich die knacken?

    Antworten
    • Die Eicheln sollten grün, dürfen aber auch braun sein. Grüne Eicheln lassen sich leichter “knacken” – besser aufschneiden. Ich mache es so: Eicheln mit heißem Wasser überbrühen (dann ist die Schale elastischer, weicher), noch warm mit einem sehr scharfen Messer der Länge nach einritzen, Schalenhälften aufbrechen und Eichelkerne herauslösen. Das strapaziert die Fingerkuppen, geht aber sehr gut.
      Sonst halbiert man die Eicheln der Länge nach mit einem schweren Messer und hebelt die Eichelkernhälften dann mit Hilfe einer kleinen Messerspitze heraus.

      Viel Erfolg!
      Karin

      Antworten
  5. Habe meine Eicheln vorher 10-20min bei 200°C in den Backofen getan. Dann platzen sie auf und man kann Sie mit den Fingern schälen. Das war ziemlich einfach.
    Nun sind meine Eicheln schon den 5. Tag im Wasser und sie färben immer noch und schmecken bitter. Habe sie zunächst mit kalten Wasser übergoßen gehabt und nun durch diese Seite hier begonnen sie mit warmen zu übergießen.
    Mache ich etwas falsch oder braucht das immer solange bis sie unbitter werden?
    Vielen lieben Dank und Grüße
    Christina

    Ach…und zu schauen wie es die Groß- und Urgroßeltern gemacht haben, finde ich eine sehr spannende und wichtige Sache 🙂

    Antworten
    • Das Entbittern kann bisweilen eine langwierige Sache werden – ganz bekommt man die Bitterstoffe allerdings nie heraus. Es bleibt die eigene Entscheidung, wie herb das Mehl bleiben darf. Deshalb das Eichelmehl auch immer mit anderem Mehl mischen, denn zu viele Bitterstoffe tun dem Magen nicht gut.

      Antworten
  6. Der Mensch hat sich früher generell eher von Beeren, Nüssen und Blättern ernährt (und immer mal auch vom erjagten Fleisch), so dass diese Ernährung für uns viel natürlicher ist, als die seit Einführung des Ackerbaus vor etwa 7000 Jahren vornehmliche Ernährung durch Getreideprodukte. Hier ist die Eichel als Nahrungsmittel ein Schritt in die richtige Richtung, denn genetisch sind wir noch nicht in der Lage, soviel Getreide zu verkraften: Speziell die Kohlenhydrate als auch die vorhandenen Eiweiße (u.a. Gluten) führen zu Allergien, Entzündungen, frühzeitigeren körperlichen Zerfall und ggf. auch zur Demenz. Da kommt uns das eben hier entdeckte Rezept gerade recht, das eher ungesunde Getreide teilweise durch Eicheln substituieren zu können. Vielen Dank dafür!

    Antworten
  7. Von Eichelbrot habe ich ja noch nie etwas gehört. Aber allein die Idee aus Eicheln Mehl zu mahlen und anschließend daraus ein Brot zu backen ist ja der Hammer. Ein Grund mehr im Herbst Eicheln zu sammeln und es nachzumachen. Denn auf den Geschmack bin ich alle Male gespannt.

    Liebe Grüße Yvonne

    Antworten
  8. Ich hatte zuerst auch ein Problem mit dem Entbittern. Hatte die Eicheln schon eine Woche in Wasser eingelegt und dieses zweimal täglich gewechselt, aber sie waren immer noch bitter.

    Dann hab ich den Tipp bekommen sie mit Natron aufzukochen. Ich hab dann etwa ein Kilo Eicheln mit zwei Teelöffeln Natronpulver kurz aufgekocht und dann etwa eine Stunde ziehen lassen. Das Wasser war dann schwarz und die Eicheln außen auch, aber oh Wunder – sie waren auch überhaupt nicht mehr bitter.

    Grüße Max.

    Antworten
  9. Das entbittern dauert seine Weile. Wer einen Bach oder Fluss in der Nähe hat, kann die Eicheln in einem Sack ins Wasser hängen. Dann dauert es zwar immer noch, aber man muss kein Wasser mehr wechseln und hat weniger Arbeit damit.

    Meine Oma hat die Eicheln gemahlen und dann in die Filterkaffeemaschine gegeben. Da lief dann Stunde um Stunde das heiße Wasser durch.
    Muss man halt wieder häufiger danach schauen.

    Ich nutze Eichelmehl nur, wenn uns die Haselnüsse und Bucheckern ausgehen.

    Grundsätzlich finde ich es toll, dass es überhaupt noch Leute gibt, die so etwas wissen. Vieles gerät langsam in Vergessenheit

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00